Klimakonferenz in Bonn: Ist Deutschland noch Vorreiter?

Die Weltklimakonferenz findet dieses Jahr in Deutschland statt. Parallel dazu laufen die Koalitionsverhandlungen zu Jamaika. Feste Termine für das Ende von Kohle und Verbrennungsmotoren sind nicht in Sicht, da diese von CDU/CSU und FDP abgelehnt werden. Länder wie Großbritannien und Frankreich hingegen haben Ihre Ausstiege bereits beschlossen. Auch die Klimaziele Deutschlands bis 2020 werden voraussichtlich verfehlt. Sind wir nicht konsequent genug?

Deutschland wird seine Klimaschutzziele verfehlen

Wenn Deutschland so weitermacht wie bisher, kann es sein Klimaziel, die Emissionen bis 2020 um 40% zu reduzieren, nicht erreichen. Dass wahrscheinlich nur 32-35% der angestrebten 40% erreichen werden, klingt zunächst nicht zu dramatisch. Bedenkt man aber, dass bisher lediglich ein Drittel der Treibhausgasreduktionen zugesagt wurden, die nötig wären um das 2 Grad Ziel zu erreichen, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Kein Ausstiegsdatum für Kohle und Verbrennungsmotoren in Sicht

Auch beim Ausstieg aus der Kohle und beim Verbot von Verbrennungsmotoren tut sich Deutschland schwer. Im Zuge der Koalitionsverhandlungen gaben die Grünen ihre festen Ausstiegsforderungen auf, allerdings unter der Bedingung, dass trotzdem alle Klimaziele erreicht werden. Aber ist das zu schaffen?

Vor allem ein festes Datum für die Abschaffung des Verbrennungsmotors bereitet vielen Kopfzerbrechen, hängen doch tausende Arbeitsplätze am Erfolg der deutschen Autoindustrie. Ob ein Verzicht auf ein festes Ausstiegsdatum der Autoindustrie hilft, ist fraglich. Denn, wenn der Druck für eine schnelle Umstellung auf Elektromobilität fehlt, wird vielleicht der Anschluss an ausländische Hersteller aus den USA, Frankreich oder China verpasst. Bezeichnend ist, dass schon bei der Festlegung neuer Ziele zur Abgasregulierung der EU-Kommission, deutsche Autokonzerne empört Protest einlegten. Und das obwohl die neuen Vorgaben nur mäßige Verbesserungen der Emissionsraten fordern. Ist dieses Verhalten nur ein Pokerspiel, um die Einnahmen aus dem Verkauf von Verbrennungsmotoren so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, obwohl eigentlich mehr drin wäre?

Während Deutschland noch zögert haben die Niederlande, Norwegen, Frankreich, Großbritannien und sogar Indien und China bereits feste Ausstiegstermine für Verbrennungsmotoren festgelegt. Auf der Klimakonferenz in Bonn werden die Niederlande, Frankreich und Großbritannien sogar zusätzlich Ihren Kohleausstieg verkünden. Und Deutschland? – bleibt das Land, das weltweit am meisten Braunkohle verbrennt.

Das nötige Know-how ist vorhanden

Ist Deutschland deshalb auf der Klimakonferenz vom Vorreiter zum Mitmacher mutiert? Viele Staaten wünschen sich eine konsequente Linie Deutschlands in Sachen Klima. Auch die stagnierenden Erfolge der letzten Jahre werden oftmals kritisch angeprangert. Dennoch hat Deutschland so viel Know-how wie wenige andere Teilnehmer. Zahlreiche inländische Firmen beschäftigten sich aktuell mit virtuellen Kraftwerksprojekten, an Studiengängen im Bereich erneuerbare Energien mangelt es nicht und auch 100 Niedrigenergiehaussiedlungen sind in der Planung. Eine davon, nahe Bonn, konnten Teilnehmer der Klimakonferenz erst kürzlich besichtigen.

Auch hat Deutschland große Erfahrung im Überzeugen von Klimazweiflern auf internationalen Gipfeln. Eine wichtige Schlüsselrolle, seit der Ankündigung der USA aus dem Klimaabkommen auszusteigen. Unter anderem durch das Verhandlungsgeschick deutscher Vertreter haben letztlich alle Staaten der UN dem Klimaabkommen zugestimmt.

Es fehlt also weniger an Know-how, als an politischem Willen tatsächlich etwas im Land zu verändern. Deutschland sollte seinen Wissensvorsprung nicht ungenutzt verstreichen lassen und durch eine konsequente Klimaschutzpolitik weiterhin Vorbild für andere Länder sein. Andererseits ist die Bekämpfung des Klimawandels eine gewaltige Herausforderung, die nicht allein durch die das Know-how Deutschland bewältigt werden kann. Nur durch die Zusammenarbeit aller Länder und das Teilen von Ideen und Erfahrungen können nachhaltig Erfolge erzielt werden.

Klimawandel wartet nicht

Eins steht fest. Unabhängig davon was auf der Klimakonferenz besprochen wird, das Klima wartet nicht. US-Forscher legten erst kürzlich einen Klimareport vor, der zwar wenig überraschende, aber dennoch beunruhigende Fakten enthält. Die Autoren warnen unter anderem vor einem möglichen Anstieg der Meeresspiegel um bis zu 2,44 Meter bis zum Jahr 2100. Auch die WMO legte zum Beginn der Klimakonferenz einen vorläufigen Zustandsbericht des Klimasystems vor. Demnach war 2017 das drittwärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen, lediglich die Jahre 2015 und 2016 waren noch wärmer.

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