Klimawandel

Warum Klimaschutz uns manchmal schwerfällt

Die meisten Deutschen sind sich der Relevanz des Klimawandels bewusst und befürworten die Energiewende. Auch einer umweltfreundlichen Lebensweise stehen viele positiv gegenüber. Dennoch sind die CO2-Emissionen pro Kopf nur leicht rückläufig, die Anzahl der Flugreisenden steigt jährlich und die meisten Lebensmittel werden in Discountern gekauft. – Warum Klimaschutz im Alltag oft komplizierter erscheint als nötig.

Der Mensch sucht das kurzfristige Optimum

Ein Grund für diesen Widerspruch zwischen Wille und Handeln ist das natürliche Eigeninteresse des Menschen. Ein Mensch wählt intuitiv, die für ihn vorteilhafteste und einfachste Lösung. Warum ein Elektroauto erwerben, wenn ein Diesel eindeutig billiger ist und eine längere Reichweite hat? Wieso in eine Photovoltaikanlage mit Wärmepumpe investieren, wenn man mit einer kleinen Solarthermieanlage und einer zusätzlichen Gasheizung die gesetzlichen Vorgaben erreicht und vor allem ohnehin hohe Baukosten reduziert.

Bei Fragen der Ernährung ist es, neben dem Argument des Preises, auch eine Nutzen-Aufwand Abwägung. Der Gang in den Supermarkt um die Ecke ist deutlich einfacher und zeitsparender als die Fahrt zum Wochenmarkt oder Biobauern.

Klimaschutz bringt langfristig wirtschaftlichen Vorteil

Klimaschutz heißt aber nicht auf Vorteile verzichten. Unsere Auswahl der vorteilhaftesten Lösung bezieht häufig nur kurzfristige Vorteile ein. Langfristig ist klimafreundliches Verhalten oft die bessere Alternative.

E-Autos sind in der Anschaffung etwa deutlich teurer als Autos mit Verbrennungsmotoren. Künftig werden Dieselmotoren jedoch immer härteren Auflagen unterworfen sein. In einigen Innenstädten, wie z.B. Stuttgart wird bereits über ein Dieselverbot diskutiert. Auch müssen Diesel- oder Benziner häufiger in die Werkstatt als E-Autos, die weitgehend wartungsfrei sind. Kombiniert man sein Elektroauto mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, kann man sogar kostenlos tanken.

Bei der Anschaffung von Erneuerbaren Energieanlagen, wie einer Photovoltaikanlage, wird häufig nicht bedacht, dass die Anlage zwar eine höhere Anfangsinvestition erfordert, der Anlagenpreis jedoch bereits nach wenigen Jahren durch die Anlagenerträge wieder erwirtschaftet werden kann. Nach der Amortisation werden dann nur noch Gewinne erzielt. Setzt man hingegen weiterhin auf Netzstrombezug, bleibt man abhängig von Energiekonzernen und muss steigende Strompreise alternativlos in Kauf nehmen.  

Zugegeben, wer überwiegend ökologisch einkauft, muss aktuell noch deutlich mehr ausgeben und zum Teil auch längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. Doch die Umstellung muss ja nicht sofort und vollumfassend erfolgen. Regionales und saisonales Gemüse zum Beispiel ist bereits heute günstig und in jedem Supermarkt erhältlich. Auch solche kleinen bewussten Entscheidungen wirken sich langfristig günstig auf das Klima und die eigene Gesundheit aus.

Konsumdrang und  der Wille nach Selbstentfaltung sind natürlich und modern

Eine weitere Ursache, die es schwer macht klimafreundlich zu leben, ist: Menschen in Deutschland und anderen hochentwickelten Industrieländern ist es durch Ihren hohen Lebensstandard möglich ihr Leben in vielen Bereichen frei zu gestalten. Aufgrunddessen strebt der einzelne häufig in hohem Maße nach Individualität und Selbstverwirklichung. Auch ist die heutige Gesellschaft schnelllebig. Der einzelne muss sich ständig anpassen, um nicht den gesellschaftlichen Anschluss zu verlieren. Unternehmen nutzen diese Trends und befriedigen die Bedürfnisse der Menschen durch das Angebot einer maximalen Anzahl kurzfristiger, individueller Konsumgüter.

Die weitgehend freie Wahl des Urlaubsziels etwa ist durch Billigflüge oder Pauschalreisen heute deutlich mehr Menschen möglich als früher. Dies führt dazu, dass wir immer öfter und weiter reisen. Grundsätzlich ist das eine positive Entwicklung. Doch die Umweltbelastung durch den erhöhten Flugverkehr, als auch das vermehrte Verkehrsaufkommen durch Reisen sind ein wachsendes Problem.

In anderen Wirtschaftszweigen ist dieser Trend eines Maximums an individuellem, kurzfristigem Konsum ebenfalls sichtbar. So kauften Deutsche 2015 im Durchschnitt nach 30 Monaten ein neues Handy. 18% der Kleidung wird nur zweimal überhaupt getragen. Parallel nimmt zwar auch die Nachfrage nach fairem Konsum zu, doch verhältnismäßig in viel geringerem Maße.

Durch Umweltbewusstsein Lebensqualität gewinnen, statt verlieren

Manchmal führt ein einfaches Handeln nach dem Motto: “Was macht mich wirklich glücklich” schon dazu, unbewusst Klima zu schützen.

Konsumfreiheit und die Möglichkeit ein individuelles, selbstbestimmtes Leben zu führen gehören zu den höchsten Privilegien, die wir in Deutschland haben. Doch Überflutung mit Konsumangeboten und die Schnelllebigkeit der Gesellschaft bewirken oft das Gegenteil. Menschen fühlen sich gehetzt und fremdbestimmt. Bedeutet Individualität und Selbstverwirklichung nicht eigentlich seinen eigenen inneren Bedürfnisse zu folgen – anstatt wahllos das zu konsumieren, was wir konsumieren “sollen”?

Manchmal führt ein einfaches Handeln nach dem Motto, “Was macht mich wirklich glücklich”, schon dazu unbewusst Klima zu schützen. Äpfel vom eigenen Apfelbaum, zum Beispiel, garantieren ein Geschmackserlebnis fernab von Pink Lady und Gala. Und manch einer kann man bei einem Angelwochenende am See in Mecklenburg-Vorpommern sogar besser ausspannen, als bei einer All-Inclusive-Kreuzfahrt im Mittelmeer.

Wer lieber in anderen Bereichen Umdenken möchte: Auch die Trends Vernetzung und Mobilität sind nicht immer Klimakiller. Carsharing Angebote, Fahrgemeinschaften zum Büro oder Geschäftsreisen mit der Bahn können Kosten, Zeit und CO2 sparen. Auch Klimaschonendes Bauen leistet einen enormen Beitrag zur Energiewende. Nebenbei macht es unabhängig von Energiepreisen und erhöht den Wohnkomfort.

Das Klima zu retten, ohne unsere jetzige Lebensweise zu ändern, wird nicht funktionieren. Doch Veränderung bringt oft auch Wohlstand, Gewinn und mehr Zufriedenheit. Vor allem sichert sie die Zukunft künftiger Generationen.

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