H2 Ready Gasheizung – diese vier Gründe sprechen gegen die Anschaffung


In den Medien ist in letzter Zeit immer häufiger von sogenannten H2 Ready Heizungen die Rede. Doch was hat es mit der Bezeichnung H2 Ready eigentlich auf sich? Und was spricht alles für oder eher gegen diese Idee der Gasheizung? Wir haben die Antwort.

Was bedeutet H2 Ready Gasheizung überhaupt?

H2 Ready ist ein relativ neuer Begriff, der erstmals im Rahmen der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) aufkam. In diesem werden mit dem Begriff H2 Ready Gasheizungen beschrieben, die in Zukunft theoretisch auf den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet bzw. umgestellt werden könnten. In der Praxis ist diese “Wasserstoff-Bereitschaft” hingegen noch völlig unerprobt; stattdessen handelt es sich im Prinzip um eine normale Gasheizung inklusive vagem Zukunftsversprechen.

Zwar gibt es bereits einige Hersteller wie Bosch oder Viessmann, die H2 Ready Gasheizungen zum Kauf anbieten, allerdings kaufen Hausbesitzer*innen hier sprichwörtlich die Katze im Sack. Denn: Wann und zu welchem Preis Wasserstoff in Zukunft in ausreichenden Mengen verfügbar sein wird, ist äußerst ungewiss. Aber auch rund um die Themen Verteilnetze, CO2-Fußabdruck und Verfügbarkeit gibt es bei H2 Ready Heizungen noch einige Fragezeichen. Entsprechend raten wir, so wie viele Expert*innen auch, vom Kauf einer solchen Heizung ab. Die vier entscheidenden Gründe gegen die Anschaffung einer H2 Ready Gasheizung sind dabei:

Grund 1: Heizen mit Wasserstoff ist sehr teuer

Wasserstoff gilt als eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende – und das aus guten Gründen. Schließlich ist Wasserstoff theoretisch unbegrenzt verfügbar, kann prinzipiell klimaneutral hergestellt werden und eignet sich hervorragend als Energiespeicher. Aber, und hierbei handelt es sich um ein großes Aber: Aktuell ist Wasserstoff noch in viel zu geringen Mengen verfügbar und die Produktion sowie der Transport sehr aufwändig. Das hat auch zur Folge, dass der begehrte Energieträger viel teurer ist als beispielsweise Erdgas oder Strom für die Wärmepumpe

In naher Zukunft soll Wasserstoff jedoch günstiger und in größeren Mengen zur Verfügung stehen. Allerdings dürfte in diesem Szenario vor allem die energieintensive Industrie sowie die Schiff- und Luftfahrt ein Vorrecht auf den günstigeren Wasserstoff haben. Private Haushalte mit H2 Ready Gasheizungen werden also auch in Zukunft eher nicht von sinkenden Preisen profitieren; ob Heizen mit Wasserstoff jemals konkurrenzfähig wird, ist daher generell fraglich.

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Grund 2: Wasserstoff ist nur selten klimaneutral

Die Verbrennung von Wasserstoff selbst ist klimaneutral. Etwas anders sieht es jedoch aus, wenn es um die Gewinnung bzw. Produktion des Energieträgers geht. Wie klimafreundlich dieser Prozess ist, hängt nämlich stark von der eingesetzten Primärenergie sowie dem Umwandlungsverfahren ab, über welches Wasserstoff erzeugt wird. Aktuell unterscheidet man vor allem zwischen drei Arten von Wasserstoff, die in der Umgangssprache farblich voneinander getrennt werden:

  • Grüner Wasserstoff wird per Elektrolyse und unter Einsatz von 100 % erneuerbaren Energien gewonnen. In der Zukunft soll nur noch grüner – und damit klimaneutraler – Wasserstoff zum Einsatz kommen, aktuell liegt der Anteil in Deutschland jedoch unter 10 %.
  • Grauer Wasserstoff wird durch die Reformierung von Erdgas gewonnen. Als Nebenprodukt fällt bei diesem Prozess CO2 an, welches in die Atmosphäre abgegeben wird. Dementsprechend handelt es sich bei grauem Wasserstoff auch nicht um einen klimaneutralen Energieträger.
  • Blauer Wasserstoff wird wie sein graues Pendant aus Erdgas gewonnen. Allerdings wird das dabei freigewordene CO2 in diesem Fall nicht in die Atmosphäre entlassen, sondern abgeschieden und gespeichert (Carbon Capture). Damit ist blauer Wasserstoff zumindest bilanziell klimaneutral.

Grund 3: Nur wenige Anbieter bieten H2 Ready Gasheizungen zum Kauf an

Zurzeit gibt es noch keine Gasheizungen auf dem Markt, die sich in Zukunft zu 100 % mit Wasserstoff betreiben ließen. Die wenigen H2 Ready Gasheizungen, die es heute schon zu kaufen gibt, können lediglich mit einem Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff betrieben werden. Der maximal mögliche Wasserstoffanteil dieser H2 Ready Modelle liegt dabei meist zwischen 20 und 30 Prozent. 

Stattdessen setzen verschiedene Hersteller bereits heute auf Heizsysteme, die sich von Beginn an nur mit 100 % Wasserstoff betreiben lassen. Diese sogenannten Brennwertheizungen sind jedoch noch sehr teuer in der Anschaffung und bringen bereits heute all die Nachteile mit sich, die H2 Ready Gasheizungen in Zukunft haben könnten.

Grund 4: Die Verteilnetze sind nicht auf Wasserstoff ausgerichtet

Deutschland verfügt über ein großflächiges Netz zur Verteilung von Erdgas an die Industrie sowie private Haushalte. Allerdings eignet sich dieses Verteilnetz nur bedingt, um statt Erdgas Wasserstoff im ganzen Land zu verteilen. Stattdessen müsste parallel zum Erhalt des Gasnetzes eine völlig neue Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff geschaffen werden. Wann dies geschehen soll und wer die Kosten für den Aufbau dieses zweiten Verteilnetzes trägt, ist nach wie vor unklar.

Deutlich realistischer ist, dass dem Erdgas Wasserstoff in kleinen Mengen (10–20 %) beigemischt wird. In diesem Fall müssten die Netze nicht erneuert werden; gleichzeitig wäre die Klimaschutzwirkung aber auch verschwindend gering.

Können H2 Ready Gasheizungen einen Beitrag zur Wärmewende leisten?

Rein theoretisch könnten H2 Ready Gasheizungen einen Beitrag zur Wärmewende leisten, etwa in schlecht gedämmten Altbauten, in denen weder Wärmepumpen noch Pelletheizungen wirtschaftlich betrieben werden können. Allerdings wäre dem Klima nur dann wirklich geholfen, wenn die H2 Ready Heizung zu 100 % mit grünem Wasserstoff betrieben werden würde. Da dieser begehrte Energieträger jedoch nach wie vor sehr knapp ist und an anderen Stellen dringender gebraucht wird, ist fraglich, ob jemals genug grüner Wasserstoff für eine große Anzahl privater Haushalte zur Verfügung stehen wird. 

Entsprechend ist davon auszugehen, dass H2 Ready Gasheizungen eher eine Nischenlösung bleiben bzw. nur in lokalen Projektregionen zum Einsatz kommen werden. Für eine erfolgreiche Wärmewende im Privaten setzt die Bundesregierung klar auf andere Heizsysteme, allen voran die Wärmepumpe. Diese ist deutlich erprobter als H2 Ready Gasheizungen und schon heute das beliebteste Heizsystem im Neubau. Zudem benötigen Wärmepumpen zum Heizen lediglich Strom sowie die Energie aus ihrer Umgebung und sind damit nicht von einem kritischen Rohstoff wie Wasserstoff abhängig.

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