Dynamischer Stromtarif – Wie flexibel und kostengünstig ist die Alternative?


Die meisten Stromkund*innen beziehen Strom für einen festen Preis pro Kilowattstunde. Allenfalls alle paar Monate gibt es eine Preisänderung, die durch den Anbieter kommuniziert wird. Von den realen Börsenstrompreisen ist dieses Modell weit entfernt. Wer Strom stattdessen verbrauchen möchte, wenn dieser besonders günstig ist, sollte sich für einen dynamischen Stromtarif entscheiden. Wie dynamische Stromtarife funktionieren, was Sie beachten müssen und warum sich die Kombination von dynamischem Stromtarif und Solaranlage lohnt, erfahren Sie hier.

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Was ist ein dynamischer Stromtarif?

Ein dynamischer Stromtarif zählt zu den variablen Stromtarifen. Diese bieten Strom nicht zu einem fixen Preis pro Kilowattstunde an, sondern variieren den Preis in Abhängigkeit der Situation auf dem Strommarkt.

Der Strompreis eines dynamischen Stromtarifs orientiert sich dabei konkret am Börsenstrompreis und ist somit besonders variabel. Voraussetzung für einen dynamischen Stromtarif ist der Besitz eines Smart Meters bzw. eines intelligenten Messsystems.

Abgrenzung zu anderen variablen Tarifmodellen

Dynamische Stromtarife sind die flexibelste Form der variablen Stromtarife und bilden den tatsächlichen Strompreis am genauesten ab. Neben einem dynamischen Stromtarif haben Sie aber auch folgende variable Tarifoptionen:

Zeitvariabler Stromtarif

Hier orientiert sich der Strompreis an der Tageszeit. Meist gilt Nachts ein günstigerer Tarif, da hier weniger Strom benötigt wird. Das typische Modell ist ein Tarif mit NT- und HT-Zeiten. Das heißt, es gibt Zeiten, in denen Sie Strom zu einem niedrigen Tarif (NT) beziehen können, und es gibt Zeiten, in denen der Strom teurer ist (HT). Mittlerweile sind aber auch flexiblere, zeitvariable Tarife verfügbar. Hier sind die Zeiten nicht genau definiert, es gibt aber dennoch Preiskorridore.

Lastvariabler Stromtarif

Bei einem lastvariablen Stromtarif richtet sich der Preis nach der Last im Stromnetz. Steht besonders viel Solar- oder Windstrom zur Verfügung, wird der Preis günstiger. Besteht hingegen ein Strommangel, wird es teurer.

So funktionieren dynamische Stromtarife

Wir als Stromkund*innen zahlen in der Regel einen festen Strompreis pro Kilowattstunde. Doch warum ist das so und wie sind dynamische Stromtarife mit wechselnden Preisen möglich? Um das zu verstehen, schauen wir zunächst einmal auf die Zusammensetzung des Strompreises:

Strompreisbestandteile

Der Strompreis für Endkund*innen setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Steuern, Abgaben und Umlagen machen 2022 etwa 51 % des Preises aus und sind nicht beeinflussbar. 49 % des Preises wird im Schnitt für Beschaffung, Vertrieb und Marge aufgewendet. Dieser Anteil schließt damit sowohl die Kosten und Gewinne des Stromanbieters als auch den Einkaufspreis an der Börse ein. Die Kosten und Gewinne des Stromanbieters sind zwar in gewisser Weise beeinflussbar, im Großen und Ganzen jedoch auch für einen längeren Zeitraum gegeben. Wirklich variabel ist damit hauptsächlich der Börsenpreis für Strom, und genau an dessen Entwicklung ist ein dynamischer Stromtarif auch gekoppelt.

Bestandteile Strompreis 2022
Quelle: Forbes 2022, Stand Juli 2022

Der Börsenstrompreis

In Deutschland werden drei Viertel des Stroms nicht an einer Börse, sondern über den sogenannten OTC-Handel (Over-the-Counter-Handel) gehandelt. Hierbei erfolgt der Verkauf direkt zwischen Verkäufern und Käufern. Die restlichen 25 % des Stroms werden über eine offizielle Börse mit fixen Regeln gehandelt. In Deutschland ist für den kurzfristigen Stromhandel die Epex European Power Exchange in Paris und für den langfristigen Handel die EEX (European Energy Exchange) in Leipzig) zuständig. 

Der Börsenstrompreis ergibt sich durch Angebot und Nachfrage. Im Tagesmittel liegt der Börsenstrompreis derzeit zwischen 8 und 10 Cent. Ist an einem sonnigen und gleichzeitig windigen Herbsttag allerdings viel erneuerbarer Strom verfügbar, gibt es ein Überangebot an Strom und die Preise können sogar ins Negative sinken. Gleiches gilt Nachts, wenn die Stromnachfrage sinkt. Dynamische Stromtarife bilden eben diese Preisschwankungen ab und ermöglichen ihren Kund*innen dadurch ein an den Preis angepasstes Verbrauchsverhalten und somit Kostenersparnisse.

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Exkurs: Day-Ahead VS. intraday-Handel

Beim Stromhandel unterscheidet man zwischen Day-Ahead und Intraday-Handel. Der Day-Ahead-Handel findet an der EPEX Spot in Paris oder der EXAA in Wien statt. Außerdem kann er auch außerhalb der Börsen abgewickelt werden. Hier werden täglich bis 12 Uhr Gebote für Strom am Folgetag abgegeben. Die Auktion findet dann täglich um 12 Uhr statt. Der Intraday-Handel ermöglicht hingegen, wie der Name schon sagt, Strom am selben Tag zu handeln und zu verkaufen. Hier kann noch kurzfristiger auf Schwankungen bei der Stromproduktion bzw. Nachfrage reagiert werden. Seit 2018 findet der Intraday-Handel über das XBID-System zwischen mehreren europäischen Ländern statt.

Vorteile von dynamischen Stromtarifen

Die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs hat zahlreiche Vorteile:

Strom dann verbrauchen, wenn er an der Börse günstig ist

Ein dynamischer Stromtarif bietet die Möglichkeit, das Verbrauchsverhalten an die aktuellen Preise an der Strombörse anzupassen. So kann das E-Auto etwa bewusst geladen werden, wenn der Strom an der Börse günstig ist. Häufig ist das nachts oder aber bei hoher Solar- bzw. Windstromproduktion der Fall. Morgens und abends, wenn die meisten Personen Zuhause sind, sind die Preise hingegen höher.

Netzstabilität stärken

Dynamische Stromtarife sorgen für eine höhere Netzstabilität, denn Lastspitzen fordern das Netz stark und müssen abgefedert werden. Wenn immer mehr Haushalte einen dynamischen Tarif haben und Strom antizyklisch verbrauchen, schwächen sich die Spitzen ab und die Netzstabilität steigt.

Schutz vor Preiserhöhungen

Mit einem dynamischen Stromtarif können Sie durch Ihr angepasstes Verbrauchsverhalten Strompreiserhöhungen besser abfedern.

Keine fixen Abschlagszahlungen mehr

Mit einem dynamischen Tarif zahlen Sie monatlich nur noch das, was Sie tatsächlich verbrauchen und es gibt keine fixen Abschlagszahlungen mehr.

Dynamischen Stromtarif und Solaranlage kombinieren

Besonders lohnend ist ein dynamischer Tarif, wenn Sie gleichzeitig eine Solaranlage mit Stromspeicher besitzen. Dadurch, dass Sie hier selbst Solarstrom produzieren und speichern können, sind Sie unabhängiger von der öffentlichen Stromversorgung und können Zeiten mit hohen Börsenstrompreisen besser meiden. Da Solaranlagen tagsüber Strom produzieren, wenn Netzstrom teuer ist, ergänzt sich ein dynamischer Stromtarif und Solar hervorragend. Die Ersparnis erhöht sich weiter, wenn auch ein E-Auto oder eine Wärmepumpe vorhanden sind. Vor allem das E-Auto kann gezielt, dann geladen werden, wenn günstiger Solarstrom vorhanden ist oder die Strompreise niedrig sind (z. B. nachts). 

Energiemanagementsystem WEgahome

Damit die Kommunikation zwischen Solaranlage, Speicher, E-Auto, Wärmepumpe und Netz reibungslos läuft und Verbrauch und Netzstrombezug intelligent gesteuert werden können, sollte man als Besitzer*in einer Solaranlage zusätzlich zum Smart Meter auf ein sogenanntes Home Energy Management System (HEMS) setzen. Wegatech bietet hierzu das Energiemanagementsystem “Wegahome” an, welches perspektivisch auch mit dynamischen Stromtarifen kombiniert werden kann.

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Wie komme ich an einen dynamischen Stromtarif?

Ab 2025 ist jeder Stromversorger in Deutschland verpflichtet, einen variablen Stromtarif anzubieten. Aber auch jetzt sind dynamische Stromtarife schon bei vielen Anbietern erhältlich. Fragen Sie einfach bei Ihrem Stromanbieter nach oder informieren Sie sich im Internet nach möglichen Anbietern. Entscheiden Sie sich für den Anbieterwechsel, kümmert sich Ihr neuer Anbieter um die Kündigung und Vertragsumstellung.

Wichtig ist lediglich, dass Sie bedenken, dass für die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs ein Smart Meter erforderlich ist. Manchmal ist dieses schon im Angebot für den dynamischen Tarif enthalten und wird dort preislich separat ausgewiesen. Sie können den Zählereinbau aber auch selbst angehen und vorab einen Messstellenbetreiber für den Zählerwechsel beauftragen.

Fazit – Lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?

Ob sich ein dynamischer Stromtarif lohnt, kommt vor allem auf Ihr individuelles Verbrauchsverhalten an. Haben Sie weder eine Solaranlage noch ein E-Auto und verbrauchen Sie nur zu Zeiten von Lastspitzen Strom, ist ein klassischer Tarif in der Regel die beste Entscheidung. Haben Sie aber die Möglichkeit, Ihr Verbrauchsverhalten entsprechend der Strompreise anzupassen, lohnt sich die Auseinandersetzung mit einem dynamischen Tarif in jedem Fall.

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