Niedrigenergiehaus – Begriffserklärung, Technik & Kritik


Unter einem Niedrigenergiehaus wird ein Gebäude verstanden, das besonders wenig Energie verbraucht. Was den Gebäudetyp sonst noch ausmacht und welche Gebäude Niedrigenergiehäuser sind, erklären wir hier. Auch beleuchten wir die Vor- und Nachteile des Niedrigenergiehaus-Ansatzes.

Solaranlage auf Hausdach vor blauem Himmel

Was ist ein Niedrigenergiehaus?

Der Begriff Niedrigenergiehaus ist nicht einheitlich definiert. Meist werden hiermit Häuser bezeichnet, die weniger Energie verbrauchen als rechtlich erlaubt ist. Der international gebräuchliche Richtwert für ein Niedrigenergiehaus liegt bei einem Heizenergiebedarf von maximal 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Diesem Wert muss allerdings aktuell jeder Neubau genügen, weshalb Neubauten im Grunde automatisch Niedrigenergiehäuser sind. Aber auch Altbauten können mit entsprechender Sanierung zu einem Niedrigenergiehaus werden.

In jüngster Vergangenheit verliert der Ausdruck Niedrigenergiehaus zunehmend an Bedeutung, da europaweit der Standard des Niedrigenergiegebäudes (nearly zero energy building nZEB) eingeführt wurde. Dieser hat einen Jahresprimärenergiebedarf von unter 40 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Die Idee Häuser mit niedrigem Energiebedarf zu bauen, ist mit dem neuen Standard jedoch nur verschärft und weiterhin sehr präsent.

Damit ein Haus wenig Energie verbraucht, ist in der Regel eine überdurchschnittlich gute Dämmung wichtig. Daher ist die wichtigste Gemeinsamkeitkeit von Niedrigenergiehäusern ihr außerordentlich hoher Dämmstandard.

Abgrenzung zu anderen Begriffen

Neben dem Begriff Niedrigenergiehaus existieren zahlreiche andere Bezeichnungen für klimafreundliche Bauweisen.

Dem Niedrigenergiehaus am nächsten steht der Begriff Energiesparhaus. Als Energiesparhäuser werden, ähnlich wie beim Niedrigenergiehaus, Häuser bezeichnet, die durch Dämmung oder andere Technologien mit besonders wenig Energie auskommen. 

Ein weiteres sehr bekanntes Gebäudekonzept ist das Passivhaus. Dieses ist wie ein Niedrigenergiehaus sehr gut gedämmt, nutzt allerdings zusätzlich die Energie der Sonne, sodass so gut wie keine Energie von außen benötigt wird. 

Das Plusenergiehaus hingegen ist ein Gebäude, das durch Erneuerbare Energien wie Solarthermie, Windkraft oder Photovoltaik mehr Energie erzeugt als es benötigt. 

Schließlich wird auch der Begriff autarkes Haus häufig genutzt. Ein autarkes Haus ist ein Haus, das sich gänzlich ohne Energie von Außen versorgen kann. Beispiele für autarke Häuser sind zum Beispiel Almhütten ohne Anschluss an die öffentliche Energieversorgung.

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Die Technik eines Niedrigenergiehauses

Dämmung

Damit ein Haus möglichst wenig Energie verbraucht, ist die Dämmung der entscheidendste Faktor. Dämmung bedeutet, dass die Außenhülle des Gebäudes so verstärkt wird, dass möglichst wenig Energie aus dem Haus entweichen kann. Das führt dazu, dass einmal erzeugte Heizwärme effektiver genutzt werden kann und die Energiekosten sinken. Zur Außenhülle des Gebäudes zählen die Außenwände, Fenster und Türen sowie das Dach. Bei einem Neubau wird die Dämmung aller Komponenten aufeinander abgestimmt. Im Bestand ist vor allem die Dämmung der obersten Geschossdecke oder der Austausch von Fenstern und Türen attraktiv, denn hier kann mit geringem finanziellem Aufwand schon viel erreicht werden. Die Dämmung der obersten Geschossdecke ist sogar vorgeschrieben, wenn Mindestenergie-Standards nicht erreicht werden. 

Den größten Einfluss auf die Energiebilanz eines Gebäudes haben jedoch die Außenwände. Zur Dämmung der Hauswände wird häufig Styropor oder Mineralwolle verwendet, aber auch umweltfreundlichere Dämmaterialien wie Holz oder Kork kommen zum Einsatz. Je dicker die Dämmschicht, desto größer ist in der Regel der isolierende Effekt. 

Dämmen Sie nur die Fenster, sollten Sie darauf achten, dass sich der Taupunkt des Gebäudes nicht verschiebt und die Wand zur kältesten Stelle der Außenhülle wird. Ist dies der Fall, kann sich nämlich Tauwasser in der Wand sammeln und es besteht die Gefahr der Schimmelbildung.

Lüftung

In Niedrigenergiehäusern kommen häufig Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz. Diese sorgen dafür, dass die Raumwärme nicht einfach nach außen geleitet sondern im Gebäude verbleibt und nur ein Luftaustausch erfolgt.

Effiziente Geräte

Nicht zuletzt tragen auch effiziente Geräte im Gebäude zu einem niedrigen Energieverbrauch bei. Allen voran ist hier die Heizung zu nennen. Fußbodenheizungen oder andere Flächenheizungen mit einer niedrigen Vorlauftemperatur sorgen für eine hohe Effizienz. Auch moderne Wärmepumpenheizungen können energiesparend betrieben werden. Schließlich sollte auch darauf geachtet werden, energiesparende Elektrogeräte zu nutzen. Und auch beim Duschen kann Energie gespart werden. 

Der KfW-Effizienzhaus-Standard

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) möchte den Bau von Niedrigenergiehäusern unterstützen und hat daher Gebäudestandards für den Bau von energiesparenden Gebäuden entwickelt. Erreicht ein Gebäude einen gewissen KfW-Effizienzhaus-Standard, gewährt die KfW in verschiedensten Förderprogrammen Tilgungszuschüsse und zinsgünstige Kredite. 

Die Standards richten sich hauptsächlich nach dem Primärenergiebedarf eines Gebäudes und lauten z.B. KfW 55. Die Zahl steht dabei für den pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr: In diesem Fall also 55 kWh. Um einen KfW-Effizienzhaus-Standard zu erreichen, ist aber auch der Transmissionswärmeverlust eines Gebäudes zu beachten. Dieser gibt an wieviel Wärme ein Gebäude an die Umgebung abgibt und bezieht sich somit primär auf die Dämmung.

KFW-EFFIZIENZHAUS-STANDARD

HAUSTYP

MAX. PRIMÄRENERGIEBEDARF NACH ENEV

MAX. PRIMÄRENERGIEBEDARF NACH ENEV

40 Plus*

Neubau

40%

55%

40

Neubau

40%

55%

55

Neu- und Altbau

55%

70%

70

Altbau

70%

85%

85

Altbau

85%

100%

100

Altbau

100%

115%

115

Altbau

115%

130%

KfW Effizienzhaus- Denkmal

Altbau

160%

keine festen Anforderungen

*Das KfW Effizienzhaus 40 Plus muss sowohl den Anforderungen eines KfW-Effizienzhauses 40 entsprechen, als auch zusätzliche Anforderungen erfüllen und so zum Beispiel über eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher verfügen.

Ist das Niedrigenergiehaus das Optimum?

Vorteile des Niedrigenergiehauses

Niedrigenergiehäuser sind energiesparend und haben damit drei entscheidende Vorteile. Zum einen senken sie die Heizkosten der Bewohner. Außerdem benötigt ein Niedrigenergiehaus, das noch nicht vollständig erneuerbar beheizt wird, weniger fossile Rohstoffe wie Öl oder Gas. Damit leisten Niedrigenergiegebäude einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. 

Auch kann ein niedrigerer Energiebedarf den Einsatz von erneuerbaren Energien erleichtern. Passivhäuser etwa eignen sich durch ihren geringen Energiebedarf hervorragend für den Einsatz von Wärmepumpen.

Kritik

Die häufigste Kritik an Niedrigenergiehäusern bezieht sich auf die beim Bau auftretenden Mehrkosten zur Erreichung des Energiestandards. Im Neubau können diese in der Regel nur schwer umgangen werden, da Neubauten per Gesetz Energiestandards einhalten müssen. Möchte man mehr machen als das gesetzliche Minimum, kann man auf KfW-Kredite und Förderungen zurückgreifen. 

Weitaus schwieriger ist die Lage im Altbau. Zwar gibt es auch hier weitreichende Fördermöglichkeiten zur Sanierung, dennoch ist der Anreiz zur umfassenden Dämmung der Außenhülle meist nicht groß genug, da der Gesetzgeber aktuell nur eine Mindestdämmung der obersten Geschossdecke vorschreibt. Vor allem in Mehrfamilienhäusern ist dies ein Problem, da Vermieter die Instandhaltungskosten oft möglichst gering halten möchten. In der Regel bringen die Sanierungsmaßnahmen langfristig jedoch auch deutliche Energiekosteneinsparungen und machen die Maßnahmen somit lohnenswert.

Ein weiterer Kritikpunkt am Niedrigenergiehaus ist die Verwendung von umweltschädlichen Dämmstoffen wie Styropor. Hier sollten sich Hausbesitzer*innen genau informieren und darauf achten, recycelbare oder natürliche Materialien zu nutzen.

Schließlich wird auch die Einseitigkeit des Konzeptes kritisiert, denn das Niedrigenergiehaus schließt zunächst keine erneuerbaren Energielösungen wie Photovoltaik, Solarthermie oder Wärmepumpen ein. Die Häuser der Zukunft werden voraussichtlich immer beide Elemente kombinieren: die Vermeidung von Energiebedarf und den aktiven Einsatz grüner Technologien. 

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