Infrarotheizung – Lohnt sich die moderne Elektroheizung noch?


Infrarotheizungen gelten als effizient, wartungsarm und günstig in der Anschaffung. Gleichzeitig kosten sie im Betrieb deutlich mehr als andere Heizsysteme. Und auch die Umweltbilanz der Infrarotheizung kann schnell zum Problem werden. 

Die Infrarotheizung im Überblick

  • Eine Infrarotheizung gibt Wärme in Form von Strahlung an den Raum ab.
  • Anders als bei anderen Heizsystemen wird so die Gebäudehülle – Wände, Boden und Decke – und nicht die Luft erwärmt.
  • Infrarotheizungen sind mit 5.000 – 8.000 € günstig in der Anschaffung. Die Betriebskosten im Einfamilienhaus liegen mit > 6.000 € jährlich jedoch weit über dem Durchschnitt.
  • Abhängig vom Stromtarif stoßen Infrarotheizungen bis zu 500 Gramm CO2 pro Kilowattstunde aus. Das ist sogar mehr als bei einer Öl- oder Gasheizung.
  • Bei Betrieb mit eigenem Solarstrom oder echtem Ökostrom ist emissionsfreies Heizen (theoretisch) möglich.
Infrarotheizungen können die unterschiedlichsten Designs haben | © KLARSTEIN

Wie funktioniert eine Infrarotheizung?

Infrarotheizungen zählen zur Kategorie der Elektroheizungen. Das heißt, dass sie elektrische Energie (Strom) in nutzbare Wärmeenergie umwandeln. Bei einer Infrarotheizung wird dazu ein elektrischer Leiter im Inneren der Heizkörper durch Stromzufuhr unter Spannung gesetzt. Durch die so zugeführte Energie erhitzt sich der gesamte Heizkörper auf ca. 80 °C bis 120 °C. Zum Vergleich: Klassische Heizkörper, durch die warmes Wasser strömt, erreichen Temperaturen von maximal 70 °C.

Im Temperaturbereich über 80 °C wird Wärme dabei nicht mehr als Konvektionswärme, sondern mehrheitlich als Wärmestrahlung im Infrarotbereich ausgesendet. Diese Strahlungswärme erwärmt nicht mehr die Raumluft selbst, sondern alle festen und flüssigen Körper im Raum. Dazu zählen die Wände sowie der Boden, aber auch größere Gegenstände wie das Sofa oder der Esstisch.

Durch die Strahlungswärme sorgt die Infrarotheizung für ein hohes Maß an Flexibilität und ein angenehmes Raumklima. Des Weiteren beugen Sie so Schimmelbildung vor, da die Luftfeuchtigkeit im Raum beim Heizen relativ konstant bleibt. Hierfür ist allerdings ein guter bis sehr guter Dämmstandard im Haus notwendig. Gerade in Altbauten kommt die Infrarotheizung deshalb eher selten zum Einsatz.

Kosten einer Infrarotheizung

Die Anschaffungskosten für eine Infrarotheizung hängen maßgeblich von den Faktoren Design, Material, Strahlungsleistung und Größe sowie der insgesamten Qualität der Heizkörper ab. Im Vergleich zu anderen Heizsystemen ist die Infrarotheizung in der Anschaffung dabei eher kostengünstig.

Ganz anders sieht es jedoch bei den Betriebskosten aus. Durch die 1:1 Umwandlung von Strom in Heizwärme fallen jährlich enorm hohe Heizkosten an. Im Vergleich zu Heizungen wie der Wärmepumpe oder der Pelletheizung zahlen Sie mit einer Infrarotheizung im Betrieb fast viermal so viel.

Anschaffungskosten

Schauen wir uns die Kosten für eine Infrarotheizung einmal anhand eines Beispiels an: Familie Herschel wohnt seit kurzem in einem Neubau mit 100m2 Wohnfläche. Dank moderner Isolierung hat das Haus eine durchschnittliche Heizlast von 50 Watt pro Quadratmeter. Zum Heizen sollen nun Infrarotheizungen á 450 Watt Heizleistung installiert werden. Der Preis pro Heizkörper liegt dabei bei ca. 200 €. Daraus ergeben sich folgende Anschaffungskosten:

Gesamte Heizlast Haus: 100m2 x 50 W/m2 = 5.000 Watt

Anzahl Heizkörper: 5.000 Watt / 450 Watt = 11 Heizkörper

Anschaffungskosten gesamt: 200 € x 11 = 2.200 €

Damit liegen die Anschaffungskosten für eine Infrarotheizung weit unter denen moderner Heizsysteme wie der Wärmepumpe oder der Pelletheizung. Diese kosten im Normalfall zwischen 20.000 € und 30.000 €, werden jedoch vom Staat mit bis zu 70 % der Investitionskosten gefördert. Günstige Gas-Brennwertkessel kosten mit ca. 8.000 € aktuell ebenfalls um einiges mehr als eine Infrarotheizung. Bei einer größeren Wohnfläche nähert sich die Infrarotheizung den Anschaffungskosten der anderen Heizsysteme jedoch immer weiter an.

Betriebskosten

Bekanntermaßen erzählen die Anschaffungskosten beim Thema Heizen aber nur die halbe Wahrheit. Genauso wichtig, oder auf lange Sicht sogar wichtiger, ist die Summe auf der jährlichen Heizkostenabrechnung. 

Achtung: Während bei der Anschaffung einer Infrarotheizung die Einheit Watt die ausschlaggebende Größe ist, muss bei den Betriebskosten auf die jährlichen Kilowattstunden – also die Leistung pro Zeit – geachtet werden.

Bei einer Infrarotheizung sind die Betriebskosten immer zu 100 % abhängig vom aktuellen Strompreis. Steigt der Strompreis, steigen die Heizkosten gleichermaßen mit. Doch wie viel Kilowattstunden Heizwärme benötigt ein Haus pro Quadratmeter Grundfläche? Ganz allgemein kann man bei einem durchschnittlichen, unsanierten Einfamilienhaus von ca. 160 kWh pro m2 ausgehen. Diese sind in Deutschland momentan aber eher noch eine Seltenheit. Bei einem aktuellen Strompreis von 42 ct/kWh (Stand: Ende 2022) ergeben sich somit folgende Kosten im Betrieb:

Jährlicher Heizwärmebedarf: 100m2 x 160 kWh/m2 = 16.000 kWh

Jährliche Betriebskosten: 16.000 kWh x 0,32 € = 5.120 €

Zum Vergleich: Die jährlichen Betriebskosten beim Heizen mit einer Wärmepumpe lägen in diesem Beispiel bei gerade einmal 1.300 € jährlich. Damit würde Familie Herschel bei der Wahl einer Infrarotheizung jährlich viermal mehr als bei anderen Heizsystemen zahlen.

Infrarotheizungen als Klimasünder

Neben den hohen Betriebskosten haben Infrarotheizungen einen weiteren großen Nachteil: Sie sind besonders schlecht für das Klima. Das liegt daran, dass Infrarotheizungen mit Strom aus dem deutschen Strommix betrieben werden. Dieser soll in den kommenden Jahren nach und nach auf 100% erneuerbare Energien umgestellt werden. Aktuell, Ende 2023, liegt der Anteil allerdings “nur” bei um die 50-60 %. Daraus ergibt sich – sowohl für den deutschen Strommix als auch für die Infrarotheizung – ein CO2-Fußabdruck von ca. 350 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Damit liegt die Infrarotheizung in puncto Klimabilanz zusammen mit der Ölheizung auf dem letzten Platz.

C02 Wärmepumpe vs Infrarotheizung

Einsatzmöglichkeiten einer Infrarotheizung

Infrarotheizungen sind teuer im Betrieb und schlecht für das Klima, solange sie nicht mit 100 % Ökostrom betrieben werden. Damit eignen sie sich in der Regel nicht dafür, ein gesamtes Haus mit Wärme zu versorgen. Trotz allem gibt es durchaus auch sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten für eine Infrarotheizung:

  • Badezimmer: Infrarotheizungen eignen sich besonders gut für Räume mit temporärer Heizlast und hoher Luftfeuchtigkeit. Oder anders ausgedrückt: Das Badezimmer. Hier kann der separate Einsatz eines Infrarotpaneele durchaus Sinn machen, da dieses schnell für Wärme sorgt und Schimmelbildung so vorbeugt.
  • Ferienhaus bzw. -wohnung: Dank der niedrigen Anschaffungskosten und der einfachen Installation eignen sich Infrarotheizung auch gut für Ferienwohnungen. Da hier nur wenige Tage bis Wochen im Jahr geheizt wird, fallen die Heizkosten hier nicht ganz so hoch aus.
  • Allergiker/Kinder: Infrarotheizungen nutzen Strahlungs- statt Konvektionswärme. Durch die ausbleibende Zirkulation der Raumluft wird somit beim Heizen deutlich weniger Staub aufgewirbelt. Das macht die Infrarotheizung sowohl für Allergiker als auch für das Kinderzimmer interessant.
  • Designobjekt: Klassische Infrarotpaneele fügen sich dank ihrer schlichten, weißen Optik sehr gut in jeden Raum ein. Gleichzeitig gibt es aber auch ausgefallenere Modelle, die auf den ersten Blick beispielsweise wie ein Gemälde, eine Weltkarte oder ein Spiegel aussehen.

Vor- und Nachteile einer Infrarotheizung

VorteileNachteile
Sehr geringe AnschaffungskostenBetriebskosten bis zu viermal so hoch wie bei anderen Heizsystemen
Heizt schnell auf und spendet angenehme WärmeBesonders schlechte Klimabilanz bei Betrieb ohne Ökostrom
Gesundes Raumklima dank StrahlungswärmeVollständige Abhängigkeit vom Strompreis
Beugt Schimmelbildung vorNicht für den unsanierten Altbau geeignet
Emissionsarmes Heizen bei 100 % echtem Ökostrom oder PV-Betrieb möglich
Große Auswahl an Designs wie z.B. Gemälde oder Weltkarte

Einordnung: In absoluten Zahlen überwiegen die Vorteile der Infrarotheizung gegenüber den Nachteilen. Bezieht man jedoch die Schwere einiger Aspekte – zum Beispiel die enorm hohen Betriebskosten und die schlechte Klimabilanz – mit ein, fällt die Gesamtbilanz nicht mehr zugunsten der Infrarotheizung aus.

Infrarotheizung mit Photovoltaik betreiben

Infrarotheizungen können durchaus eine sinnvolle Option sein, wenn sie mit kostengünstigem und vor allem nachhaltig produzierten Strom betrieben werden. Genau diese beiden Faktoren kommen zusammen, wenn man zum Betrieb der Infrarotheizung Solarstrom vom eigenen Hausdach nutzt. Dieser kostet umgerechnet gerade einmal 8-12 Cent pro Kilowattstunde und ist obendrein völlig emissionsfrei.

Hinweis: Nur in den seltensten Fällen kann der gesamte Energiebedarf der Infrarotheizung durch Photovoltaik gedeckt werden. Lassen Sie sich daher in jedem Fall durch einen Fachbetrieb bei der Planung beraten.

All Black Photovoltaikmodule auf Hausdach montiert
Infrarotheizungen können auch mit Strom aus einer eigenen PV-Anlage betrieben werden.

Lohnen sich Infrarotheizungen 2024 noch?

Infrarotheizungen basieren auf Strahlungswärme und sorgen daher für ein besonders gutes Raumklima und angenehme Wärme. Die Anschaffungskosten im Einfamilienhaus sind mit 5.000 bis 8.000 € dabei vergleichsweise niedrig. Ganz anders sieht es allerdings bei den jährlichen Heizkosten aus. Mit 32 Cent oder mehr pro Kilowattstunde ist die Infrarotheizung zusammen mit anderen reinen Elektroheizungen das derzeit mit Abstand teuerste Heizsystem im laufenden Betrieb. Hinzu kommt die sehr schlechte Umweltbilanz beim Betrieb ohne echten Ökostromtarif. 

Trotz allem können einzelne Infrarotpaneele eine sinnvolle Ergänzung im Bade- oder Gästezimmer sein. Auch im Ferienhaus ist eine Infrarotheizung eine Überlegung wert. Zum Beheizen eines ganzen Hauses eignet sich die Infrarotheizung jedoch so gut wie nie. Und selbst in gut gedämmten Niedrigenergiehäusern heizen Sie mit einer Wärmepumpe immer noch deutlich günstiger. 

Planen Sie Ihre Wärmepumpe mit passender PV-Anlage

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