Solar Inselanlage vs. Einspeiseanlage – wie viel Autarkie ist sinnvoll?


Solaranlagen sind in aller Munde und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Eine der auffälligsten Entwicklungen dabei: Immer mehr Menschen setzen auf maximalen Eigenverbrauch und immer weniger Einspeisung. Doch wie viel Eigenverbrauch ist eigentlich möglich? Muss ich meinen überschüssigen Strom immer einspeisen? Und wie funktioniert eigentlich eine Solar-Inselanlage?

Nahaufnahme Solaranlage auf Hausdach

Eigenverbrauch vs. Einspeisung

Solaranlagen auf dem Hausdach wandeln Sonnenlicht in nutzbaren Strom für zu Hause um. Je mehr Sonne, desto mehr Strom. Durch diese einfache Formel entsteht jedoch ein Ungleichgewicht zwischen Stromproduktion und -verbrauch. Denn: Während in den sonnigen Mittagsstunden der meiste Solarstrom produziert wird, wird in den weniger sonnigen Abend- und Nachtstunden üblicherweise am meisten Energie benötigt.

Das führt unter anderem dazu, dass Besitzer einer Solaranlage knapp 70 % ihres Solarstroms ins öffentliche Netz einspeisen. Dafür erhalten Sie pro Kilowattstunde einen festen Geldbetrag, die sogenannte Einspeisevergütung. In den letzten Jahren gewinnen jedoch PV-Anlagen mit Stromspeicher immer mehr an Beliebtheit. Diese Kombination sorgt – dank Zwischenspeicherung des Solarstroms – für einen deutlich höheren Eigenverbrauch von 50 % – 80 %.

Während die meisten Anlagenbesitzer*innen überschüssigen Strom ins Netz einspeisen, verzichten einige bewusst auf diese Möglichkeit. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: Manche möchten sich möglichst autark versorgen, andere wiederum scheuen den bürokratischen Aufwand, der mit der Einspeisung verbunden ist. Daraus ergeben sich drei grundlegende Varianten der Solaranlage: die Einspeiseanlage, die Nulleinspeiseanlage und die Solar-Inselanlage.

Das Prinzip eines Stromspeichers ist dabei denkbar einfach und entspricht ungefähr dem eines großen Akkus. Tagsüber, wenn Ihre PV-Anlage Strom erzeugt und dieser nicht gebraucht wird, lädt sich der Stromspeicher auf. Gegen Abend, wenn die Produktionskapazitäten Ihrer Anlage sinken und der Stromverbrauch durch Fernseher, Waschmaschine und E-Auto steigt, entlädt sich der Speicher wieder. Moderne Solarbatterien erkennen dabei dank Batteriemanagementsystem eigenständig, ob Sie den produzierten Solarstrom speichern sollen oder ob er gerade im Haushalt gebraucht wird.

Einspeiseanlage

Nulleinspeiseanlage

Solar Inselanlage

möglicher Autarkiegrad

30-75%

75-99%

100%

An das öffentliche Stromnetz angeschlossen?

Ja

Ja

Nein

Einspeisevergütung?

Ja

Nein

Nein

Batteriespeicher?

Optional

Ja

Ja

Notstromnetz?

Optional

Optional

Ja

Erstattung Umsatzsteuer?

Ja

Nein

Nein

Die Einspeiseanlage

Die Einspeiseanlage ist die „ganz normale“ Solaranlage, die jede und jeder von uns von diversen Hausdächern kennt. Hier dient der selbst produzierte Solarstrom vordergründig zur Deckung des momentanen Strombedarfs. Alles, was danach an Solarstrom übrig bleibt, wird gegen die Einspeisevergütung (8,11 Cent nach EEG 2023) ins öffentliche Stromnetz oder eben in einen Batteriespeicher eingespeist. Das sorgt dafür, dass Sie mit jeder produzierten Kilowattstunde Solarstrom entweder Stromkosten einsparen oder Geld verdienen. 

Als Besitzer*in einer Einspeiseanlage kommen jedoch auch gewisse bürokratische Pflichten auf Sie zu. So müssen Sie Ihre Anlage beispielsweise als Gewerbe anmelden und sich mit den Pflichten des EEG auseinandersetzen. Der bürokratische Aufwand ist jedoch keine große Hürde und rechnet sich allein durch die Stromkostenersparnis allemal. Des Weiteren wird Ihnen im Gegenzug für die Gewerbeanmeldung die Umsatzsteuer für den Kauf Ihrer Anlage erstattet.

Die Nulleinspeiseanlage

Der größte Unterschied zwischen einer Nulleinspeise- und einer normalen Einspeiseanlage liegt in der Verwendung des überschüssigen Solarstroms. Anders als bei der klassischen PV-Anlage wird dieser bei der Nulleinspeiseanlage nämlich nicht ins öffentlich Netz oder den Batteriespeicher, sondern vollständig in eine spezielle Solarbatterie eingespeist. PV-Anlage und Speicher sind dabei so ausgelegt, dass fast 100 % des produzierten Solarstroms selbst verbraucht werden können. Sollte dieser trotzdem einmal nicht ausreichen, können Sie auch hier – wie schon bei der Einspeiseanlage – ganz einfach Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen.

Durch die fehlende Einspeisung Ihres überschüssigen Stroms entfällt entsprechend auch die Einspeisevergütung. In Zeiten sinkender Einspeisevergütung und steigender Stromkosten aus dem öffentlichen Netz ist dies tatsächlich keine völlig unwirtschaftliche Option mehr. Zumal Sie sich mit einer Nulleinspeiseanlage den sonst anfallenden bürokratischen Pflichten einer PV-Anlage entziehen

In diesem Fall muss Ihre Anlage jedoch sehr genau auf Sie und Ihren individuellen Stromverbrauch zugeschnitten werden. Dies führt – neben erhöhten Kosten bei der Planung – auch zu höheren Investitionen in ein Energiemanagementsystem sowie intelligente Speicher- und Wechselrichter-Modelle.

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Die Solar-Inselanlage

Noch unabhängiger werden Sie nur mit einer sogenannten Solar-Inselanlage. Wie schon bei der Nulleinspeiseanlage ergänzen Sie Ihre PV-Anlage hierbei um einen Stromspeicher und nutzen 100 % Ihres produzierten Solarstroms selbst. Bei einer Solar-Inselanlage besteht jedoch zusätzlich dazu auch keine Verbindung mehr zum öffentlichen Stromnetz. Damit sind Besitzer*innen solcher Inselanlagen vollständig auf die Kraft der Sonne angewiesen.

Solche Solar Inselanlagen findet man allerdings selten bis nie auf einem normalen Einfamilienhaus. Sie kommen viel mehr bei abgelegenen Berghütten, Ferienhäusern oder auch Campingwagen zum Einsatz. Bei letzterem handelt sich dabei meist um eine Solar-Inselanlage mit Mini Solaranlage. Sollten Sie jedoch über die Installation einer Solar-Inselanlage auf Ihrem Haus nachdenken, ist die maßgenaue Planung das A und O.

Aus ökonomischer Sicht lohnt sich eine Solar-Inselanlage – trotz 0 € Stromrechnung – jedoch kaum. Das liegt vor allem daran, dass alle Komponenten Ihrer Anlage überdimensioniert werden müssen, um etwaige Verluste in weniger sonnigen Perioden auszugleichen. Im Allgemeinen wird dabei mit einer Maximalleistung gerechnet, die das 1,2- bis 1,5-fache Ihres Strombedarfs beträgt. Zusätzlich benötigen Sie, wie schon bei der Nulleinspeiseanlage, Bauteile mit integrierten Managementsystemen, die in der Anschaffung ebenfalls teurer sind.

Inselanlage mit Notstrom

Eine weitere Möglichkeit wäre, die Solar Inselanlage als Notstromanlage zu installieren. In diesem Fall wird die Einspeise- oder Nulleinspeiseanlage bei Stromausfällen oder Naturkatastrophen zur Inselanlage “umgewandelt”. Voraussetzung dafür ist ein Stromspeicher mit echter Notstromfähigkeit, wie beispielsweise die RCT Power Battery. In Kombination mit der RCT Switch Box kann dieser Speicher das Haus bei Bedarf allpolig vom öffentlichen Stromnetz koppeln und so ein echtes Inselnetz aufbauen.

Der richtige Batteriespeicher

Egal ob Nulleinspeiseanlage, Solar Inselanlage oder Solaranlage mit Notstromfunktion: Die Wahl des richtigen Batteriespeichers spielt eine große Rolle für den Autarkiegrad Ihrer Anlage. Besonders wichtig ist dabei die verfügbare Speicherkapazität. Diese sollte so dimensioniert werden, dass der Speicher den gesamten Energiebedarf Ihrer Anlage aufnehmen und Sie über längere Zeit eigenständig mit Strom versorgen kann. Letzteres ist gerade bei der Solar Inselanlage entscheidend.

Des Weiteren sollten Sie zu einer Solarbatterie mit hohem Wirkungsgrad greifen. Da Ihre Stromversorgung zu 90 %- 100 % von der Energie der Sonne abhängt, sollten Sie keine Energieverluste beim Speichern der Energie in Kauf nehmen. Entscheiden Sie sich deshalb wenn möglich für einen Lithium-Ionen-Speicher (Wirkungsgrad 90 % – 98 %).

Fazit – Wie unabhängig darf es sein?

Eine Solar-Inselanlage bietet vollständige Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromversorger und ist damit sicher gerade für Menschen mit einem hohen Freiheitsdrang interessant. Mit Blick auf die hohen Investitionskosten und mögliche Energieengpässe in sonnenarmen Monaten muss man jedoch sagen: Die bewusste Abkopplung des Hauses vom Stromnetz ergibt nur in ganz wenigen Fällen (Camping, Ferienhaus, Almhütte, etc.) wirklich Sinn.

Möchten Sie einfach nur autarker und wirtschaftlicher leben, ist eine Einspeiseanlage mit Batteriespeicher und Notstromfunktion die beste Wahl. Auch hier sind Autarkiequoten jenseits der 70 % durchaus realistisch. Anders als bei einer Solar-Inselanlage müssen Sie sich dabei jedoch keine Sorgen machen, dass Sie einmal völlig im Dunkeln sitzen.

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