Durchbruch für die Wärmepumpe – Studie des Thinktanks Agora Energiewende

Zusammenfassung

Ab 2024 müssen Heizungen, die in Deutschland verbaut werden, bis auf wenige Ausnahmen zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Diese Regelung macht den Einbau von reinen Gasheizungen ab 2024 quasi unmöglich. Gleichzeitig soll die Anzahl der installierten Wärmepumpen bis 2030 auf insgesamt 5 Millionen Geräte steigen. Es ist also klar, auf welches Heizsystem die Bundesregierung für den Erfolg der Wärmewende setzt. Damit die Ausbauziele im Wärmesektor erreicht werden können, bedarf es nach Ansicht der Studienleiter*innen aber noch einiger politischer Bestimmungen sowie marktwirtschaftlicher Anreize.


Das 65 %-Ziel für den deutschen Wärmesektor

Nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist klar: Deutschland muss so schnell wie möglich von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umsteigen. Was im Energiesektor schon halbwegs gut gelingt (50 % Strom aus EE), kommt im Wärmesektor jedoch bisher nur schleppend voran (ca. 17 %). Um die Wärmewende bis zum Ende des Jahrzehnts zu beschleunigen, hat die Bundesregierung ab 2024 ein “Gasheizungsverbot light” verhängt. Soll heißen: Ab 2024 müssen alle neuen Heizungsanlagen zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden, was den alleinigen Einbau einer Gasheizung quasi ausschließt.

Aus Sicht der Studienleiter*innen hat der Beschluss der Bundesregierung darüber hinaus noch einen weiteren Effekt: Er ebnet den Weg für einen “Markthochlauf” der Wärmepumpe. Denn trotz drastisch gestiegener Gaspreise und ambitionierter Ausbauziele (5.000.000 Wärmepumpen bis 2030) hinken die Absatzzahlen der Wärmepumpe den hochgesteckten Ansprüchen nach wie vor hinterher. Die Leiter*innen der Studie machen das geringe Tempo dabei vor allem am Zögern der deutschen Politik sowie fehlenden marktwirtschaftlichen Anreizen für Wärmepumpenhersteller und Handwerksbetriebe fest.

Potenzielle Entwicklung der Wärmeerzeuger privater Haushalte in Deutschland
Agora Energiewende 2023 – Durchbruch für die Wärmepumpe (S. 12)

Die Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie

Wenn Deutschland seine Klimaziele sowie das 65 %-Ziel erreichen möchte, führt an der Wärmepumpe kein Weg mehr vorbei. Schließlich kostet das moderne Heizsystem nicht nur weniger im laufenden Betrieb, sondern verursacht im Vergleich zu so gut wie allen (hybriden) Heizsystemen auch deutlich weniger Emissionen. So rechnet die Studie von Agora Energiewende beispielsweise vor, dass ein Haushalt im Jahr 2030 mit einer Wärmepumpe fast 90 % CO₂-Ersparnis gegenüber einer Gas-Solarthermie-Heizung erzielen könnte (S. 22).

Darüber hinaus räumt die Studie auch mit dem Vorurteil auf, dass sich Wärmepumpen ausschließlich in gut isolierten Neubauten lohnen. Wie die Studienleiter*innen zeigen, erreichen Luft-Wasser-Wärmepumpen mittlerweile auch im Bestand regelmäßig Jahresarbeitszahlen (JAZ) von 3,5 und aufwärts. Eine entscheidende Rolle spiele dabei die Auswahl der richtigen Heizkörper bzw. ein Austausch älterer Radiatoren. Denn: Je effizienter die Heizkörper und je geringer dadurch die Vorlauftemperatur ist, desto besser die JAZ der Wärmepumpe – sowohl im Bestand als auch im Neubau.

„Die Wärmepumpenindustrie sieht bei den Herstellungskosten bis 2030 ein realistisches Kostensenkungspotenzial von 40 Prozent. Hinsichtlich der Installationskosten ist vor allem eine Verkürzung der Installationszeiten wichtig.“ (S. 23)

Vor den Betriebskosten, den CO₂-Emissionen und der JAZ sollten jedoch erst einmal die Installations- bzw. Investitionskosten ins Auge gefasst werden. Diese liegen nämlich trotz einer gewissen Marktreife der Wärmepumpe sowie attraktiver Förderung immer noch über dem Niveau anderer Heizungsarten. Aus Sicht der Studienleiter*innen könnten die Kosten für Wärmepumpen bis zum Ende der Dekade jedoch um mehrere Tausend Euro sinken, was sie einem deutlich breiteren Markt zur Verfügung stellen würde. Haupttreiber dieser Entwicklung sollen dabei die Wärmepumpenhersteller sein, die in Zukunft über effizientere Prozesse deutlich kostengünstiger produzieren möchten.

Es bedarf politischer und marktwirtschaftlicher Anreize

Neben dem Bestreben der Hersteller, kostengünstiger zu produzieren, bedarf es jedoch noch weiterer politischer und marktwirtschaftlicher Anreize. Die Leiter*innen der Studie geben dafür unter anderem folgende Handlungsempfehlungen:

  • Die 65 %-Regel sofort gesetzlich verankern (nicht erst 2024)
  • Weniger Ausnahmen für den weiteren Einbau von Gasheizungen erlauben
  • Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) weiter ausbauen
  • Dem Fachkräftemangel im Heizungsbereich durch Aus-, Fort- und Weiterbildung entgegenwirken
  • Bürokratie und weitere regulatorische Hemmnisse abbauen

Durch diese und weitere Maßnahmen lässt sich nach Ansicht der Studienleitung bis 2030 ein echter Markthochlauf der Wärmepumpe und damit auch das Ausbauziel von 5 Millionen Wärmepumpen erreichen.

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