Heizen mit Fernwärme: Wie kostengünstig und ökologisch ist es wirklich?


Anfang 2023 heizen ca. 15 % aller deutschen Haushalte mit sogenannter Fernwärme. Doch: Was ist Fernwärme überhaupt und wie wird sie erzeugt? Und welche wirtschaftlichen sowie ökologischen Kosten bringt diese Form der Wärmeerzeugung mit sich? Wir haben die Antworten.

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Was ist Fernwärme?

Unter dem Begriff Fernwärme versteht man die zentrale Versorgung von privaten sowie gewerblichen Gebäuden mit Wärmeenergie, welche als Nebenprodukt in entfernt gelegenen Kraftwerken entsteht. Der Transport der Wärmeenergie erfolgt dabei über gut isolierte Rohrleitungen vom Versorger (Kraftwerk, Müllverbrennungsanlage) hin zu den privaten Verbraucher*innen. Da die Effizienz von Fernwärme mit zunehmender Distanz abnimmt, kommt diese Energieform primär in urbanen Räumen mit einem nur wenige Kilometer entfernten Kraftwerk zum Einsatz. Wird hingegen nur ein kleines, räumlich abgeschlossenes Gebiet mit Wärmeenergie versorgt, spricht man von Nahwärme.

Wie kann Fernwärme zum Heizen genutzt werden?

Um Fernwärme zu Heizzwecken zu nutzen, muss die Wärmeenergie im ersten Schritt an ein Trägermedium übertragen werden. Diese Aufgabe übernehmen die Versorger, indem sie die als Nebenprodukt anfallende Wärmeenergie nutzen, um Wasser zu erhitzen. Das heiße Wasser wird dann im nächsten Schritt von den Versorgern über ein weit verzweigtes Rohrsystem zu den Verbraucher*innen geleitet. Diese können das warme Wasser dann entweder direkt als Brauchwasser verwenden oder zu Heizzwecken nutzen. Nachdem das Wasser die gespeicherte Energie übertragen hat, fließt es übrigens wieder zurück ins Fernwärmenetz und zurück zum Versorger.

Gut zu wissen: Fernwärme kann nur genutzt werden, wenn Ihr Haus über einen direkten Anschluss an das Fernwärmenetz verfügt. Separate Heizungsanlagen, die diesen Energieträger nutzen, gibt es zurzeit nicht.

Wo und wie wird Fernwärme erzeugt?

Fernwärme ist ein Nebenprodukt und kann generell in jedem Heizkraftwerk „gewonnen“ werden. In den allermeisten Fällen stammt die Energie im Fernwärmenetz jedoch aus sogenannten Blockheizkraftwerken (BHKW), die auf Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zur Energiegewinnung setzen. Solche Anlagen sind speziell darauf ausgelegt, sowohl Strom als auch Wärme zu erzeugen und eignen sich daher ideal für die Einspeisung von Energie ins Fernwärmenetz.

Zusammensetzung von Fernwärme in Deutschland im Dezember 2021

Neben den BHKW’s eignen sich aber auch andere Anlagen zur Erzeugung von Fernwärme. Dazu zählen:

  • Müllverbrennungsanlagen
  • Anlagen zur Erzeugung von Strom aus fossilen Energieträgern (Kohle, Erdgas)
  • Industrielle Hochtemperaturanlagen (z. B. Anlagen zur Stahlproduktion)

Neben den genannten Anlagentypen gibt es noch weitere Möglichkeiten, Fernwärme zu erzeugen. Im Grunde eignet sich dazu nämlich jede Anlage, bei der Wärme als Nebenprodukt entsteht und nicht weiter genutzt wird. 

Heizen mit Fernwärme – so hoch sind die Kosten

Fernwärme hat gegenüber anderen Heizsystemen eine große Besonderheit: Da die Wärme in Form von heißem Wasser direkt an das jeweilige Gebäude übertragen wird, ist kein separater Heizkessel nötig. Dementsprechend fallen die Anschaffungskosten für dieses Heizsystem verhältnismäßig gering aus. Konkret bedeutet das: Als Hausbesitzer*in sollten Sie beim Umstieg auf Fernwärme aktuell mit Kosten zwischen 5.000 und 10.000 € rechnen. Diese Kosten verlangt der Versorger unter anderem für den Einbau einer Fernwärmeübergabestation sowie für den eigentlichen Anschluss an das Fernwärmenetz.

Etwas komplizierter und unübersichtlicher sieht es hingegen bei den jährlichen Heizkosten aus. Je nachdem, bei welchem Anbieter Sie Ihre Fernwärme beziehen, variieren die Kosten nämlich relativ stark. Das liegt auch daran, dass Sie bei der Wahl Ihres Versorgers keine allzu große Auswahl haben. Denn: Meist gibt es pro Region nur ein oder maximal zwei Fernwärmeversorger, aus denen Sie „frei wählen“ können. Wie hoch die Kosten für Fernwärme in Ihrer Umgebung sind, lässt sich also nur schwer abschätzen und ist stark von der Preissetzung des alleinigen Anbieters abhängig. In der Regel liegen die jährlichen Betriebskosten für ein Einfamilienhaus mit 18.000 kWh Heizlast jedoch um die 2.290 €. Darin inbegriffen sind ein Grundpreis des Versorgers für die Bereitstellung der Wärme sowie die Verbrauchskosten pro Kilowattstunde.

Heizungsart Preis pro kWh (01/2023) Jährliche Heizkosten im Einfamilienhaus (18.000 kWh Heizbedarf)
Gasheizung13 -15 Ct Bestandskund*innen / 20 Cent Neukund*innen2.340 € ( 13 Ct / kWh) / 3.600€ (20 Ct / kWh)
Ölheizung16 ct2.880 €
Wärmepumpe10,5 ct1.890 €
Solarthermie0 ct0 €
Pelletheizung15 ct2.700 €
Elektroheizung42 ct7.560 €
Fernwärme10,5 ct1.890 € + 400 € (Grundpreis)

Gaspreisbremse deckelt auch den Preis für Fernwärme

Die Energiekosten für private Haushalte sind im vergangenen Jahr rasant angestiegen. Um Bürgerinnen und Bürger in diesem Punkt zu entlasten, hat die Bundesregierung für den 1. März 2023 die Einführung der sogenannten Strom- und Gaspreisbremse beschlossen. Dieses Instrument deckelt die Preise für Strom sowie Gas rückwirkend für das gesamte Jahr 2023 und kann auf 80 % des jeweiligen Vorjahresverbrauchs angewandt werden. Durch die Gaspreisbremse soll auch der Preis für Fernwärme gedeckelt werden, und zwar auf 9,6 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Aktuell (Anfang 2023) kostet eine Kilowattstunde ca. 10,5 Cent.

Mechanismus der Strom- und Gaspreisbremse
Quelle: Bundesregierung

Die Ökobilanz von Fernwärme

Auch Anfang 2023 heizt fast die Hälfte aller deutschen Haushalte mithilfe fossiler Energieträger wie Öl oder Gas. Damit Deutschland seine Klimaziele auch im Wärmesektor erreicht, muss sich in den nächsten Jahren also einiges ändern. Viele Expert*innen sehen die Fernwärmeheizung dabei als einen essenziellen Bestandteil der Wärmewende. Doch: Wie umweltfreundlich ist diese Heizform eigentlich?

Diese Frage lässt sich leider, wie so oft, nicht pauschal beantworten. Denn Fernwärmenetze sind von Region zu Region verschieden und ihre Ökobilanz stark von der Art des Kraftwerkes abhängig, welches das Netz mit Wärmeenergie speist. Darüber hinaus ist entscheidend, wie hoch die Energieverluste beim Transport der Wärme vom Versorger hin zu Ihrem Haus sind. Hier gilt: je weiter der Transportweg und je geringer der Anteil an Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen im Fernwärmenetz, desto schlechter die Ökobilanz.

Gut zu wissen: Wie hoch die CO₂-Emissionen eines Fernwärmenetzes tatsächlich sind, kann in der Regel nur der örtliche Versorger selbst mitteilen. Schauen Sie deshalb vor Abschluss eines Vertrags auf der jeweiligen Website vorbei oder erkundigen Sie sich persönlich.

Vor- und Nachteile von Fernwärme

VorteileNachteile
Für Fernwärme muss kein separater Heizkessel angeschafft werdenFernwärme ist nicht in jeder Region verfügbar
Auch aus diesem Grund sind die Anschaffungskosten relativ geringIst Fernwärme in einer Region verfügbar, gibt es meist nur einen Versorger (Monopol)
Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten dank Fernwärme besonders effizientFernwärme ist teuer im Betrieb und undurchsichtig in der Vertragsstruktur
Beim Transport von Fernwärme entstehen teils hohe Energieverluste
Die Ökobilanz von Fernwärme hängt von diversen Faktoren ab und ist in der Regel nicht gut nachvollziehbar

Alternativen zur Fernwärmeheizung

Die Bundesregierung sieht vor, dass bis 2030 mindestens 50 % der Fernwärme in Deutschland aus erneuerbaren Quellen stammen. Dafür sollen in Zukunft vermehrt solarthermische sowie Biomasseanlagen genutzt werden, aber auch Abwärme soll eine größere Rolle spielen als zurzeit noch. Doch 50 % Wärmeenergie aus erneuerbaren Quellen wird bei weitem nicht reichen, wenn die Wärmewende in diesem Jahrzehnt gelingen soll.

Deutlich vielversprechender und auch schon heute weitaus nachhaltiger sind Wärmepumpen. Diese nutzen Strom, um Energie aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser zu gewinnen und diese in nutzbare Wärmeenergie umzuwandeln. Kommt dabei Strom aus 100 % erneuerbaren Quellen zum Einsatz, ist eine Wärmepumpe schon heute so gut wie emissionsfrei. Mit jährlichen Betriebskosten von ca. 2.000 € ist die Wärmepumpe zudem deutlich günstiger im Betrieb als eine Fernwärmeheizung. Das sorgt auch dafür, dass sich die etwas höheren Anschaffungskosten von knapp 15.000 bis 20.000 € (inkl. 40 % Förderung) nach wenigen Jahren bereits wieder ausgeglichen haben. 

Fazit: Fernwärme hat Licht und Schatten

Fernwärme hat als Heizform ihre Vor- und Nachteile. Auf der Habenseite steht bei Fernwärme vor allem die einfache und vergleichsweise kostengünstige Anschaffung. Statt eines separaten Heizkessels benötigen Sie als Hausbesitzer*in lediglich eine sogenannte Fernwärmeübergabestation für 5.000 bis 10.000 €. Darüber hinaus erhöht die Nutzung von Fernwärme die Effizienz verschiedener Kraftwerke, da die anfallende Wärme in diesem Fall nicht verschwendet, sondern als Wärmequelle genutzt wird. 

Dem gegenüber stehen jedoch auch einige Nachteile, die Fernwärme mit sich bringt. Ganz oben auf der Liste steht der Umstand, dass Sie Fernwärme – wenn überhaupt verfügbar – meist nur von einem Anbieter beziehen können. Dadurch sind Sie als Verbraucher*in willkürlicher Preissetzung sowie -schwankungen quasi hilflos ausgesetzt. Zudem ist Wärmeenergie als Nebenprodukt längst nicht so nachhaltig, wie man vermuten würde. Denn: Fernwärme wird zu fast 70 % als Nebenprodukt aus Gas- sowie Kohlekraftwerken gewonnen. Diese emittieren bei der Verbrennung fossiler Energieträger große Mengen an CO₂, die folglich auch der Ökobilanz der Fernwärme angerechnet werden müssen.

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