Die Nachtspeicherheizung – Relikt alter Tage oder Heizsystem mit Zukunft?


Nachtspeicherheizungen waren in den 50er und 60er-Jahren ein beliebtes Heizsystem und sind auch heute noch in vielen Nachkriegsbauten zu finden. Doch wie funktioniert die altmodische Elektroheizung eigentlich? Und hat die Nachtspeicherheizung in Zeiten steigender Energiepreise überhaupt noch eine Zukunft?

Die Geschichte der Nachtspeicherheizung

Die Geschichte der Nachtspeicherheizung reicht bis ins Nachkriegsdeutschland der 50er Jahre zurück. Damals waren viele Hausbesitzer*innen auf der Suche nach einer günstigen und vermeintlich sauberen Alternative zu ihren alten Öl- und Kohleöfen. Zeitgleich suchten die Betreiber großer Kraftwerke nach einer Möglichkeit, ihren in den Abend- und Nachtstunden produzierten Strom möglichst schnell und einfach zu vertreiben. Die Lösung dieser beiden Probleme war die Förderung und Installation zahlreicher Nachtspeicherheizungen, die mit Nachtstrom zu besonders günstigen Konditionen betrieben wurden.

Allerdings hielt der Höhenflug der Nachtspeicherheizung nur etwa 20 Jahre an. Infolge der Ölkrise Anfang der 70er Jahre sowie der Liberalisierung des Strommarktes stiegen die Energiepreise nämlich so weit an, dass sich die ehemals günstigen Nachtstromtarife für viele Hausbesitzer*innen kaum noch rechneten. Zudem kamen immer mehr Bedenken über die Umweltfreundlichkeit von Nachtspeicherheizungen auf, sodass sich die Ära der gefeierten Nachkriegsheizung langsam dem Ende zuneigte. Heutzutage findet man Nachtspeicherheizungen zwar immer noch in vielen Altbauten, allerdings primär zu dekorativen Zwecken.

Wie funktioniert eine Nachtspeicherheizung?

Kurz gesagt handelt es sich bei einer Nachtspeicherheizung um eine Elektroheizung inklusive Wärmespeicher. Die große Besonderheit: Bei Nachtspeicherheizungen wird die Wärme in der Nacht erzeugt, aber erst im Laufe des nächsten Tages im Haus genutzt. Möglich wird dies durch spezielle Speicherkern-Steine, welche die Wärme tief im Inneren der Nachtspeicherheizung speichern. Zudem wird die Wärmeenergie – anders als bei modernen Elektroheizungen – nicht rein über Strahlungswärme, sondern zusätzlich über ein integriertes Lüftungssystem an den Raum abgegeben.

Die vier Bauarten der Nachtspeicherheizung

Grundsätzlich lassen sich Nachtspeicherheizungen in vier verschiedene Bauarten unterteilen:

  • Statisch: Die Wärmeenergie wird ausschließlich über Strahlung übertragen
  • Dynamisch: Die Abgabe der Wärme erfolgt alleinig über den integrierten Ventilator
  • Statisch + dynamisch: Die Wärmeenergie wird primär über Strahlung und bei Bedarf zusätzlich über das Lüftungssystem abgegeben (gängigste Bauart)
  • Konvektion: Die Wärmeenergie wird direkt an die kalte Raumluft übertragen

Sie möchten mehr zum Thema Wärmepumpe erfahren? Mit dem Wegatech-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.

Sie möchten mehr zum Thema Wärmepumpe erfahren? Mit dem Wegatech-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.

Sie möchten mehr zum Thema Wärmepumpe erfahren? Mit dem Wegatech-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.

Das große Manko: Die Betriebskosten der Nachtspeicherheizung

Nachtspeicherheizungen haben, wie eigentlich alle Ausführungen der Elektroheizung, einen entscheidenden Nachteil: Da sie den zugeführten Strom eins zu eins in Wärmeenergie umwandeln, haben Elektroheizungen die mit Abstand höchsten Betriebskosten aller Heizsysteme. So kämen Sie als Besitzer*in eines typischen Einfamilienhauses aktuell etwa auf Heizkosten von fast 7.500 € im Jahr. Zum Vergleich: Moderne Heizsysteme wie die Wärmepumpe oder die Pelletheizung kosten mit 1.500 bis 2.000 € pro Jahr nur einen Bruchteil dessen.

Heizungsart Investitionskosten Preis pro kWh (Ende 2023) Jährliche Heizkosten
(18.000 kWh Heizbedarf)
Gasheizung6.000 – 10.000 €11 ct1.980 €
Ölheizung7.000 – 18.000 €12 ct2.160 €
Wärmepumpe15.000 -25.000 €
8 ct1.440 €
Solarthermie3.000 – 12.000 €0 ct0 €
Pelletheizung15.000 – 28.000 € 7 ct1.260 €
Elektroheizung5.000 – 8.000 €32 ct5.760 €

Die hohen Betriebskosten der Nachtspeicherheizung kommen übrigens schlicht und einfach daher, dass kaum ein Stromanbieter heute noch vergünstigte Nachtstromtarife anbietet. Sollte dies doch einmal der Fall sein, kosten diese allerdings nur marginal weniger als üblicher Netzstrom, der mit ca. 32 ct/kWh deutlich teurer ist als jeder andere Energieträger.

Asbestgefahr bei älteren Nachtspeicherheizungen

Eine weitere große Gefahr vor allem alter Nachtspeicherheizungen ist der verbaute Asbest. Denn: Um die nachts erzeugte Wärme möglichst lange zu speichern, wurden Nachtspeicherheizungen besonders gut gedämmt. Dazu kam neben anderen Materialien auch oftmals Asbest zum Einsatz. Werden Fasern dieses Stoffes eingeatmet, können sie vom menschlichen Körper kaum oder gar nicht mehr verarbeitet werden. In der Folge kann es zu Lungenkrebs oder Asbestose (Asbeststaublunge) kommen.

Die Wärmepumpe – effizienter und günstiger im Betrieb

Eine moderne, weil sehr effiziente und umweltfreundliche Alternative zur Nachtspeicherheizung ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dieses moderne Heizsystem nutzt Strom, um die Energie der Umgebungsluft auf ein höheres Temperaturniveau zu heben und diese Energie dann zu Heizzwecken zu nutzen. Wie genau die Luft-Wasser-Wärmepumpe funktioniert, erklären wir in diesem Video: 

Im Vergleich zu einer altmodischen Nachtspeicherheizung hat eine Luft-Wasser-Wärmepumpe diverse Vorteile. Zum einen kann die Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom bis zu vier Kilowattstunden Heizwärme erzeugen. Damit ist sie nicht nur deutlich effizienter, sondern auch um einiges kostengünstiger als eine Nachtspeicherheizung. Zudem können Wärmepumpen über eine sogenannte SG Ready-Schnittstelle intelligent gesteuert werden. So lässt sich beispielsweise tagsüber Solarstrom vom eigenen Hausdach nutzen, um kostengünstig Warmwasser zu erzeugen, welches dann in den Abend- und Nachtstunden zu Heizzwecken genutzt werden kann.

Nachtspeicherheizung austauschen und Förderbonus sichern

Was jedoch nicht verschwiegen werden sollte: Im Vergleich zu einer Nachtspeicherheizung ist eine Wärmepumpe deutlich kostspieliger in der Anschaffung. Das weiß auch der Gesetzgeber, weswegen dieser den Tausch „Nachtspeicherheizung gegen Wärmepumpe“ mit bis zu 70 % fördert.

Fazit: Die Nachtspeicherheizung ist ein Relikt der Vergangenheit

In den Nachkriegsjahren war die Nachtspeicherheizung für viele Hausbesitzer*innen ein echter Gewinn. Schließlich konnte mit ihr einfach, feinstaubarm und dank Nachtstromtarif sehr günstig geheizt werden. Seit den 1950er Jahren hat sich jedoch vieles geändert, sodass Nachtspeicherheizungen heute eher wie ein Relikt vergangener Tage wirken. Vor allem die steigenden Strompreise, aber auch der geringe Wirkungsgrad und die mögliche Belastung durch Asbest sprechen heute ganz klar gegen den Betrieb des veralteten Heizsystems.

Darüber hinaus gibt es heute diverse alternative Heizsysteme, die deutlich besser zu den Gegebenheiten unserer modernen Welt passen. Dazu zählen allen voran Wärmepumpen, die die Energie der Umgebung mithilfe von Strom „anzapfen“, sowie Pelletheizungen, die Holzabfälle zu Heizzwecken nutzen. Dass diesen Heizsystemen die Zukunft gehört, zeigt auch ein Blick auf die staatlichen Fördermaßnahmen. Tauschen Sie nämlich eine alte Nachtspeicherheizung gegen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit natürlichem Kältemittel, übernimmt der Gesetzgeber bis zu 70 % der Investitionskosten. Ein klares Zeichen, welches Heizsystem der Zukunft, und welches eher der Vergangenheit angehört.

Hinweis: Die Inhalte des Artikels wurden nach sorgfältiger Recherche zusammengetragen. Trotzdem können sich die Gesetze stetig ändern. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Wegatech bezüglich der in diesem Dokument getroffenen Aussagen keine Haftung übernehmen kann.

Nachtspeicherheizung ersetzen und auf Wärmepumpe umsteigen

Das könnte Sie auch interessieren

Sie möchten mehr zum Thema Wärmepumpe erfahren? Mit dem Wegatech-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.

Sie möchten mehr zum Thema Wärmepumpe erfahren? Mit dem Wegatech-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.

Sie möchten mehr zum Thema Wärmepumpe erfahren? Mit dem Wegatech-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.