PWC STUDIE 2022: PLANUNGSSICHERHEIT FÜR DIE WÄRMEWENDE

Zusammenfassung

Die Wärmepumpe ist als Heizsystem der Zukunft unaufhaltsam auf dem Vormarsch – mit Blick auf die angestrebten Klimaziele allerdings noch deutlich zu langsam. Das liegt vor allem daran, dass deutschen Haushalten nach wie vor zu wenig Planungssicherheit seitens der Politik geboten wird. Diese Sicherheit ließe sich nach Ansicht der Studienleiter beispielsweise durch eine genauere Planung des CO₂-Preises sowie eine dauerhafte Senkung des Strompreises erhöhen.


Keine Wärmewende ohne die Wärmepumpe

In Deutschland entfallen rund ein Sechstel der gesamten Treibhausgasemissionen auf den Gebäudesektor; ein Großteil davon auf die Raumwärmebereitstellung. Das große Problem: Seit 2010 sind die Emissionen im gesamten Sektor so gut wie nicht zurückgegangen. Schreibt man diesen langfristigen Trend bis ins Jahr 2030 fort, würden die für diesen Zeitpunkt angestrebten Emissionsziele um 27 beziehungsweise sogar 45 Prozent verfehlt werden.

Nach Auffassung der Studienleiter liegt das vor allem an den langen Investitionszyklen im Gebäudesektor. Soll heißen: Knapp zwei Drittel aller Gebäude in Deutschland wurden vor 1979 erbaut; einer Zeit, in der Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen noch keine große Rolle gespielt haben. Ganz ähnlich sieht es auch beim durchschnittlichen Alter der Heizungsanlagen in Deutschland aus. Dieses lag 2019 bei durchschnittlich 17 Jahren; 40 Prozent der Heizungsanlagen waren sogar schon 20 Jahre oder länger im Betrieb. Hier besteht dementsprechend akuter Handlungs- und Modernisierungsbedarf.

Hier kommt die Wärmepumpe ins Spiel. Denn bereits heute stößt eine Wärmepumpe 50 Prozent weniger CO₂-Emissionen als eine herkömmliche Gasheizung aus. Mit zunehmendem Anteil an Erneuerbaren Energien im deutschen Strommix (aktuell liegt dieser bei ca. 41 %) wird die CO₂-Einsparung immer weiter zunehmen; im Jahr 2030 könnte sie theoretisch schon bei über 70 Prozent liegen. Bei ca. 6 Millionen installierten Wärmepumpen bis 2030 – wie es der Thinktank Agora Energiewende vorschlägt – ließen sich bis Ende des Jahrzehnts ungefähr 30 Millionen Tonnen CO₂ einsparen – fast ein Viertel der heutigen Emissionen des Gebäudesektors.

Deutsche Haushalte brauchen mehr Planungssicherheit

Damit dieser Ausbau allerdings nicht nur auf dem Papier gelingt, muss die Politik in naher Zukunft die entsprechenden Weichen stellen – insbesondere in puncto Planungssicherheit:

„Da hinsichtlich der zukünftigen politischen Gestaltung von Steuern, Umlagen und Abgeben keine Klarheit herrscht, ergibt sich auch für die Endkund:innen […] ein hohes Maß an Unsicherheit. Diese Unsicherheit führt im Zweifel eher zum Festhalten am Bekannten, nämlich den fossilen Anlagen, und stellt ein Hemmnis für Wärmepumpen […] dar.“ (S.17)

Die beiden wichtigsten Hebel zur Beseitigung dieser Unsicherheit sind nach Ansicht der Studienleiter die EEG-Umlage sowie der CO₂-Preis. Bei der EEG-Umlage wurde dabei bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung unternommen. Denn ab Juli 2022 soll eben jene EEG-Umlage, die mit 6,5 Cent pro Kilowattstunde den größten staatlich indizierten Anteil der Stromkosten ausmacht, nicht mehr vom Verbraucher selbst gezahlt werden müssen. Stattdessen entfällt die Finanzierung der EEG-Umlage vollständig auf den Bundeshaushalt. Alleine diese Maßnahme dürfte die Betriebskosten der Wärmepumpe um schätzungsweise 20 Prozent senken, so die Prognose der Studienleiter.

Etwas anders sieht es derzeit beim CO₂-Preis aus. Dessen Entwicklung ist für die Zeit nach 2025 nämlich noch weitgehend offen, wodurch bei Verbrauchern ein hohes Maß an Unsicherheit entsteht. Bis 2025 soll der Preis pro Tonne CO₂ auf 55 € ansteigen. Danach soll dieser bis 2030 konstant bleiben und in der Folge in einen europaweiten Emissionshandel ohne gesetzlich festgelegten Preis pro Tonne überführt werden. Führende Institute wie beispielsweise das Fraunhofer schlagen hingegen eine stufenweise Anhebung des CO₂-Preises auf über 400 € bis 2025 vor. Daraus ergibt sich für den CO₂-Preis eine Art “Korridor”, der sich zwischen 180 € und 400 € pro Tonne CO₂ bewegt. Das macht es Verbrauchern so gut wie unmöglich, ihre Heizkosten in ferner Zukunft auch nur ansatzweise zu prognostizieren.

Kostenverteilung von Luft-Wasser-Wärmepumpe und Gasheizung im Einfamilienhaus
Kostenverteilung von Luft-Wasser-Wärmepumpe und Gasheizung im Einfamilienhaus (Abb. 10, S. 21)

Energiewende heißt auch Wärmewende

Eines ist klar: Ohne eine echte Wärmewende wird es in Deutschland auch keine echte Energiewende geben. Um die Klimaziele des Gebäudesektors zu erreichen, muss deshalb in naher Zukunft stark in den Ausbau der Wärmepumpe investiert werden. Gleichzeitig muss die Politik etwaige finanzielle und rechtliche Hürden, die den Ausbau der Wärmepumpe bisher bremsen, so schnell wie möglich abbauen. Aus Sicht der Studienleiter bedarf es dafür vor allem einer klareren Auslegung des CO₂-Preises sowie einer langfristigen Senkung des Strompreises. Mit der Abschaffung der EEG-Umlage zum Juli dieses Jahres wurde nun eine erste richtige und wichtige Maßnahme beschlossen, weitere dürften – und müssen – in naher Zukunft folgen.

Wärmepumpe planen und umweltfreundlich heizen