Solardachziegel – Echte Alternative oder teurer Hingucker?


Solardachziegel gelten als optisch ansprechende Alternative zu klassischen Aufdach-Solaranlagen. Doch lohnen sich Solarziegel auch aus wirtschaftlicher Perspektive oder sind sie am Ende nur ein teurer Hingucker? Hier erfahren Sie es.

Solardachziegel auf einem Hausdach mit hellen Dachpfannen vor blauem Himmel

Solardachziegel – alles auf einen Blick

  • Solardachziegel funktionieren genauso wie klassische PV-Module, allerdings sind sie optisch kaum von normalen Dachpfannen zu unterscheiden.
  • Die Kosten für Solardachziegel liegen aktuell bei etwa 30 € pro Stück.
  • Für eine 7 Kilowatt Peak PV-Anlage aus Solarziegeln müssen Sie etwa 50 m² Dachfläche und um die 21.000 € an Investitionskosten einplanen.
  • Solardachziegel werden vor allem aufgrund ihrer Ästhetik oder auf Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen, installiert.
  • Die größten Nachteile von Solardachziegeln sind die hohen Kosten sowie der geringe Ertrag und die teils aufwendige Installation.

Wie funktionieren Solardachziegel?

Solardachziegel wandeln Sonnenenergie in Strom um. Damit unterscheiden sie sich in ihrer Funktion nicht sonderlich von ihren großen Verwandten, den Solarmodulen. Die Besonderheit der Solardachziegel liegt vielmehr in ihrer Optik. Da sie rein äußerlich kaum von normalen Dachpfannen zu unterscheiden sind, lassen sich Solardachziegel besonders unauffällig und ästhetisch in das Gesamtbild des Hauses integrieren. Entsprechend kommt diese Art der Solartechnik eher bei Hausbesitzenden mit hohen optischen Ansprüchen zum Einsatz.

Einer der großen Nachteile von Solardachziegeln ist allerdings, dass sie das einfallende Sonnenlicht weit weniger effizient umwandeln als klassische PV-Module. Konkret liegt die Leistungsfähigkeit von Solardachziegeln bei etwa 180 Watt Peak pro Quadratmeter, wohingegen klassische Solarmodule eine Leistung von bis zu 220 Wp/m² erreichen.

Was kosten Solardachziegel?

Solarziegel haben im Vergleich zu klassischen PV-Modulen einen deutlich höheren Preis. Die Kosten für ein vollständiges Solardach sind zudem davon abhängig, ob die Solarziegel direkt installiert werden können oder ob vorher die bestehenden Dachziegel entfernt werden müssen.

Investitionskosten

Die genauen Kosten für Solardachziegel hängen von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend ist dabei vor allem die Größe und die Qualität der Ziegel sowie die gewünschte Gesamtleistung. Ganz allgemein kann man bei einem einzelnen Solarziegel von einer Fläche von 0,07 m² und einer Leistung von 0,0091 Kilowatt Peak ausgehen. 

Für eine Gesamtleistung von 6 bis 7 kWp werden demnach knapp 50 Quadratmeter Dachfläche (was ca. einem halben Hausdach entspricht) und ungefähr 700 Solardachziegel benötigt. Bei einem Preis von durchschnittlich 30 € pro Ziegel kommen so Investitionskosten von fast 21.000 € inklusive Montage zustande. Zum Vergleich: Eine klassische Solaranlage mit derselben Leistung kostet inklusive Montage lediglich 11.500 € – 13.500 €.

Solardachziegel im Bestandsbau

Ein weiterer Faktor, den Sie bei der Installation von Solardachziegeln auf Bestandsgebäuden beachten sollten, ist die vorherige Entfernung alter Dachpfannen. Dieser zusätzliche Mehraufwand im Montageprozess schlägt in den meisten Fällen mit zusätzlichen 1.500 € – 2.000 € zu Buche.

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Werden Solardachziegel gefördert?

Für Solardachziegel gibt es derzeit keine direkten Zuschüsse. Trotzdem gibt es für Hausbesitzer*innen zwei Möglichkeiten, Fördermittel für die Installation von Solarziegeln zu erhalten.

Zum einen fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (kurz BAFA) Einzelmaßnahmen an Bestandsgebäuden, die zur Erhöhung der Energieeffizienz des Gebäudes beitragen, mit 15 bis 20 Prozent der Anschaffungskosten. Dazu zählt unter anderem der Austausch alter Dachziegel gegen neue Solardachpfannen.

Zum anderen erhalten natürlich auch Besitzer*innen von Solarziegeln eine Einspeisevergütung für jede Kilowattstunde Solarstrom, die sie ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Diese liegt aktuell bei etwa 8 Cent pro Kilowattstunde, weshalb sie die hohen Installationskosten der Solardachziegel nur begrenzt kompensieren kann.

Die Vor- und Nachteile von Solardachziegeln

Wie man sieht, sind Solardachziegel bei der Installation mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Trotzdem gibt es auch Gründe, die für die Wahl dieser Technologie sprechen.

Die Vorteile: Optik, Flexibilität und Denkmalschutz

Der größte Pluspunkt der Solardachziegel ist sicherlich ihre zurückhaltende Optik. Aber auch abseits der Ästhetik haben Solarziegel zwei große Vorteile: Zum einen können Sie auf besonders schrägen oder verwinkelten Dächern installiert werden, bei denen herkömmliche Solarmodule keinen ausreichenden Ertrag erwirtschaften würden. Zum anderen erfüllen Solardachziegel die Anforderungen denkmalgeschützter Gebäude. Hier sind sie oftmals sogar die einzige Möglichkeit, einen Solarertrag zu erzielen.

Die Nachteile: Kosten, Ertrag und Installationsaufwand

Neben den genannten Vorteilen haben Solardachziegel allerdings auch einige klare Schwachstellen. Der größte Minuspunkt ist sicherlich das schlechte Verhältnis von Kosten und Leistung, das bei knapp 3.000 € pro Kilowatt Peak liegt. Diese eher unwirtschaftliche Bilanz hängt unmittelbar mit der geringen Effizienz von Solardachziegeln zusammen. Bei gleicher Sonneneinstrahlung produzieren diese nämlich bis zu 33 % weniger Solarstrom als herkömmliche Solarmodule.

Des Weiteren sind mit der Installation von Solardachziegeln meist auch höhere Kosten für die Handwerksbetriebe verbunden. Das liegt daran, dass jeder einzelne Ziegel separat verkabelt werden muss. Dieser zeitliche Mehraufwand wird demnach vom zuständigen Elektriker in Rechnung gestellt.

VorteileNachteile
Ansprechende OptikSehr hohe Kosten pro kWp
Auch für schräge und verwinkelte Dächer geeignetBis zu 33 % schlechterer Ertrag im Vergleich zu Solarmodulen
Erfüllt Anforderungen an den DenkmalschutzAufwendige Installation
Zusätzliche Kosten im Bestandsbau möglich

Hersteller von Solardachziegeln

Derzeit gibt es noch eine überschaubare Anzahl an Firmen für Solardachziegeln auf dem Markt. Dazu zählen auch verschiedene deutsche Unternehmen wie Autarq, SolteQ und Nelskamp. Neben diesen inländischen Firmen gibt es aber auch verschiedene internationale Hersteller aus China, Italien oder den Niederlanden. Das wohl bekannteste Unternehmen, das Solardachziegeln produziert, kommt allerdings aus den USA und dürfte hierzulande vor allem wegen seiner Elektroautos bekannt sein: Tesla. Ihr Produkt, das sogenannte Tesla Solar Roof, ist in Deutschland allerdings bislang nicht verfügbar.

Solardachziegel oder Aufdach-Solarmodule?

Sowohl Solardachziegel als auch klassische Solarmodule produzieren emissionsfreien Strom für zu Hause. Damit tragen beide zweifelsfrei zu einer nachhaltigen Energieversorgung bei und sind entsprechend zu empfehlen.

Wenn man die Frage allerdings aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive betrachtet, sieht die Antwort schon ganz anders aus. Denn: Aufdach-Solaranlagen kosten weniger Geld und amortisieren sich deshalb deutlich schneller als ein komplettes Dach mit Solardachziegeln. Demnach wäre die Anschaffung einer klassischen Solaranlage aus rein wirtschaftlicher Sicht die richtige Lösung

Wem hingegen die Optik deutlich wichtiger als die Wirtschaftlichkeit ist, kann auch auf Solardachziegel als Quelle eigener regenerativer Energie setzen. Dabei sollte man jedoch beachten, dass es mittlerweile auch sogenannte Full Black Solarmodule auf dem Markt gibt, die optisch ebenso ansprechend und deutlich kostengünstiger als Solardachziegel sind. Anders verhält es sich eigentlich nur, wenn Sie ein denkmalgeschütztes Haus oder ein besonders verwinkeltes Dach besitzen. In diesen zwei Fällen könnte die Installation von Solardachziegeln tatsächlich Sinn ergeben.

SolardachziegelAufdach-Solaranlage
Leistung7 kWp7 kWp
Benötigte Dachfläche50 m²ca. 43 m²
Kosten pro m²420 €ca. 300 €
Gesamtkosten21.000 €13.000 €
Jährlicher Solarertragca. 5.500 kWh7.000 kWh

In-Dach Solarmodule als Mittelweg?

Ein beliebter Mittelweg zwischen Solardachziegeln und klassischen Aufdach-Anlagen sind sogenannte Indach-Solaranlagen. Diese bestehen aus größeren, zusammenhängenden Solarmodulen, die direkt ins Hausdach eingelassen werden. Entsprechend ist hierbei keine zusätzliche Unterkonstruktion nötig. Das macht Indach-Solaranlagen beinahe genauso unauffällig wie Solardachziegel.

In puncto Kosten kommt es allerdings auch hier auf den nötigen Montageaufwand an. Möchten Sie Ihr Dach ohnehin neu eindecken, kostet eine Indach-Lösung theoretisch „nur“ 20 % mehr als eine klassische Aufdach-Anlage. Dank optisch ansprechender Full Black Module können Sie sich aber auch diese Zusatzkosten in den meisten Fällen sparen. Wenn Sie sogar nur die für die Indach-Module benötigte Dachabdeckung entfernen, rechnen sich die zusätzlichen Kosten noch seltener. Des Weiteren kann es bei Indach-Solaranlagen immer wieder zu Undichtigkeiten im Hausdach kommen, was noch einmal zusätzliche Kosten mit sich bringen kann.

Fazit: Lohnen sich Solardachziegel?

Egal ob Solardachziegel, Indach- oder Aufdach-Solaranlage. Am Ende ist jede Form der eigenen Solarstromerzeugung eine gute Investition für Sie und die Umwelt. Welche Technologie die richtige Wahl für Sie ist, hängt dabei vor allem von Ihrer Investitionsbereitschaft ab. Ist Ihnen die Optik Ihrer PV-Anlage tatsächlich sehr viel wichtiger als die höheren Kosten, könnten Solardachziegel oder auch eine Indach-Solaranlage eine Option für Sie sein. 

Deutlich günstiger und optisch ähnlich ansprechend geht es hingegen mit Full Black Solarmodulen. Diese lassen sich beinahe genauso unauffällig in das Hausdach integrieren wie Solardachziegel und sind zudem deutlich effizienter. Sollten Sie hingegen an möglichst wirtschaftlichem Solarstrom vom eigenen Dach interessiert sein, empfiehlt sich die Wahl einer klassischen Aufdach-Solaranlage mit Fokus auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

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