Solarpflicht in Deutschland – diese Regelungen gelten 2024

Die Solarpflicht sieht die verpflichtende Installation einer Photovoltaikanlage etwa bei Neubauten oder Dachsanierungen vor. In welchen Bundesländern die Solardachpflicht 2024 bereits gilt, welche Ausnahmen es gibt und wie hoch das Potenzial der PV-Pflicht für die Energiewende ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wegatech Solarteur trägt Photovoltaikmodul

Was versteht man unter der „Solarpflicht“?

Unter der Solarpflicht oder auch der solaren Baupflicht versteht man die gesetzliche Vorgabe zur Installation einer Photovoltaikanlage auf Neubauten oder bei der Dachsanierung. Mit dieser Pflicht möchte der Gesetzgeber den Ausbau der regenerativen Energien maßgeblich beschleunigen.

Im Jahr 2024 gilt bereits in 10 der 16 Bundesländer eine gewisse Form der Solardachpflicht; meist beschränkt diese sich aber noch auf gewerbliche Gebäude oder Neubauten. In Zukunft wollen jedoch mehr und mehr Bundesländer verpflichtende Regelungen einführen, um das solare Potenzial der unzähligen Hausdächer zu nutzen.

Wo gilt die Solarpflicht 2024 bereits?

2022 hat Baden-Württemberg als erstes großes Bundesland die Solarpflicht für Wohngebäude eingeführt. Auf allen neuen Nichtwohngebäuden und Wohngebäuden müssen seitdem verpflichtend Solaranlagen installiert werden. Die solare Baupflicht gilt seit 2023 ebenfalls für die Dachsanierung bestehender Gebäude. Auch in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen gilt eine Solarpflicht für Wohngebäude.

In den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und NRW gelten bereits abgeschwächte Varianten der Solarpflicht. In Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sind bisher nur gewerblich genutzte Gebäude sowie Parkplatzflächen inbegriffen. Auch Schleswig-Holstein hat seit 2023 eine Solarpflicht für den Neubau und die Sanierung von Nichtwohngebäuden. Hier müssen außerdem Parkplätze mit mehr als 100 Stellplätzen mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden.

In Bayern gilt die Solarpflicht für neue Gewerbe- und Industriegebäude und für sonstige Nichtwohngebäude. Wann und ob die solare Baupflicht hier auch auf Wohngebäude erweitert wird, bleibt offen. Nordrhein-Westfalen hat seit 2023 eine Solarpflicht für alle neuen öffentlichen Liegenschaften (Schulen, Veranstaltungshallen, Schwimmbäder etc.) und seit 2024 auch für gewerbliche Neubauten. 2025 wird die Pflicht dann auch auf private Neubauten und 2026 schließlich auf private und gewerbliche Dachsanierungen ausgeweitet.

In welchen Bundesländern gilt derzeit keine Solardachpflicht?

Die Landesregierung in Hessen plant derzeit lediglich eine Pflicht für landeseigene Gebäude und Parkplätze. Auch in Sachsen ist eine schrittweise Einführung der Solarpflicht im Gespräch, allerdings haben beide Bundesländer noch keine konkreten Regelungen vorgestellt. Zudem planen weder das Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen noch Mecklenburg-Vorpommern eine Pflicht zur Installation von Solaranlagen.

Die Solarpflicht auf kommunaler Ebene

Auf kommunaler Ebene war Waiblingen 2006 die erste deutsche Stadt, die eine Solarpflicht für Neubauten einführte. Seitdem haben verschiedene Kommunen wie Tübingen, Amberg, Marburg und Neu-Ulm eine Pflicht zum Einbau von Solaranlagen. Auch die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn hat inzwischen eine Solarpflicht

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Übersicht: Solarpflicht in den Bundesländern

Seit 2024 gelten in vielen Bundesländern Regelungen zur Installation von Photovoltaikanlagen im Neubau sowie auf öffentlichen oder gewerblichen Gebäuden. Welche Regeln im jeweiligen Bundesland konkret gelten, haben wir in der folgenden Übersicht zusammengefasst.

  • Gilt seit dem 01.01.2022 für alle neuen Nichtwohngebäude
  • Gilt seit dem 01.05.2022 für alle neuen Wohngebäude
  • Gilt seit dem 01.01.2023 für alle Dachsanierungen

  • Gilt seit dem 01.03.2023 für alle neuen Gewerbe- und Industriegebäude
  • Gilt seit dem 01.07.2023 für alle neuen Nichtwohngebäude
  • Soll ab dem 01.01.2025 auf alle Dachsanierungen von Nichtwohngebäuden ausgeweitet werden

  • Gilt seit dem 01.01.2023 für alle Neubauten (privat und gewerblich) sowie umfassenden Dachsanierungen
  • Gilt nur für Dächer mit einer Nutzfläche von mehr als 50 qm
  • Sieht vor, dass mindestens 30 % der verfügbaren Dachfläche für Photovoltaik genutzt wird

  • Gilt seit dem 01.01.2024 für alle Dachsanierungen (PV-Anlagen müssen mindestens 50 % der Bruttodachfläche bedecken)
  • Gilt ab dem 01.01.2025 für alle Neubauten (PV-Anlagen müssen mindestens 50 % der Bruttodachfläche bedecken)

  • Gilt seit dem 01.01.2023 für alle neuen Wohn- und Nichtwohngebäude
  • Gilt seit dem 01.01.2024 für den Bau von Solaranlagen auf städtischen Gebäuden und für alle Dachsanierungen
  • Dächer mit einer Fläche von unter 50 qm sind von der Pflicht ausgeschlossen

  • Gilt seit dem 29.11.2023 für alle landeseigene Neubauten
  • Gilt ab dem 29.11.2024 für alle landeseigenen Bestandsgebäude

  • Gilt seit dem 01.01.2023 für alle gewerblichen und öffentlichen Neubauten
  • Gilt ab dem 01.01.2025 für alle neuen Wohngebäude
  • Dächer mit einer Fläche von unter 50 qm sind von der Pflicht ausgeschlossen

  • Gilt seit dem 01.01.2023 für alle neuen öffentlichen Liegenschaften (Schulen, Veranstaltungshallen, Schwimmbäder etc.)
  • Gilt seit dem 01.01.2024 für alle neuen Nichtwohngebäude
  • Gilt ab dem 01.01.2025 für alle neuen Wohn- und Nichtwohngebäude
  • Gilt ab dem 01.01.2026 für alle Dachsanierungen
  • Dächer mit einer Fläche von unter 50 qm sind von der Pflicht ausgeschlossen

  • Gilt seit dem 01.01.2023 für alle Gewerbeimmobilien mit min. 100 qm Dachfläche
  • Gilt seit dem 01.01.2024 für alle öffentlichen Neubauten; private Neubauten müssen “PV-ready” errichtet werden

  • Gilt seit dem 01.01.2023 für den Neubau und die Sanierung von Nichtwohngebäude

Kommt bald auch die bundesweite Solarpflicht?

Die Ampel-Koalition möchte eine bundesweite Solarpflicht für Photovoltaik auf gewerblichen Neubauten einführen. Für private Neubauten heißt es nur, dass Solar dort „die Regel werden“ soll. Auch im Bestand ist die nachträgliche Installation einer Solaranlage bisher nicht verpflichtend.

Ob und in welcher Form eine umfassende bundesweite Solarpflicht für alle Gebäude kommen wird, ist damit weiterhin unklar. Fakt ist allerdings, dass Solarenergie einer der zentralen Bausteine zum Erreichen der Klimaneutralität ist. Eine Regelung auf Bundesebene hätte den Vorteil, dass man deutschlandweit einheitliche Maßnahmen hätte und Solar deutlich schneller und unkomplizierter ausbauen könnte.

Wie sinnvoll ist die Pflicht zur PV-Anlage auf dem Dach?

Der schnelle und großflächige Ausbau von Solar- und Windenergie in den kommenden Jahren wird entscheidend sein, wenn Deutschland sein selbst gesteckten Klimaziele erreichen möchte. Gerade beim Ausbau von Solaranlagen auf privaten und gewerblichen Gebäuden sehen viele Expert*innen noch enormes Verbesserungspotenzial

Verbreitung von Photovoltaik in Deutschland nach KfW Research
Quelle: KfW Research

Eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW Research) zeigt zudem auf, dass es beim Ausbau von Photovoltaik im privaten Bereich nach wie vor große regionale Unterschiede gibt. So liegt die Abdeckung von privaten PV-Anlagen im Süden Deutschlands schon heute bei mehr als 20 %, während gerade im Norden und Osten Deutschlands noch deutliche Luft nach oben ist. Hier liegt die Abdeckung mit Photovoltaik nämlich so gut wie überall bei unter 10 %; und das, obwohl auch im Norden und Osten Deutschlands gute Voraussetzungen für den Betrieb von PV-Anlagen gegeben sind. Ob eine Solarpflicht in den betroffenen Bundesländern Abhilfe leisten würde, hat die Studie der KfW allerdings nicht untersucht.

Möchte Deutschland seine selbst gesteckten Klimaziele erreichen, muss beim Photovoltaik Ausbau jetzt Tempo aufgenommen werden. Die Bundesregierung strebt bis 2030 200 GW installierte Photovoltaik-Leistung an. Hierzu wäre ein Zubau von ca. 15 GW jährlich notwendig. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden immerhin 14,3 GW Photovoltaik installiert; dieses Jahr sind es bis Anfang Juli bereits 7,5 GW. Somit steigt der Zubau zwar deutlich, um die nötige Ausbaugeschwindigkeit zu erreichen, muss aber noch zugelegt werden. Eine allgemeine Solarpflicht für gewerbliche Neubauten oder bei Dachsanierungen könnte hier sicher helfen.

Was kostet die Solarpflicht?

Mit einer bundesweiten Solarpflicht kämen auf die Bauträger bzw. Hausbesitzer*innen Mehrkosten zwischen 10.000 und 25.000 € zu. So viel kostet eine schlüsselfertige PV-Anlage für ein Einfamilienhaus aktuell durchschnittlich. Dass einige Bauträger vor diesen zusätzlichen Kosten zurückschrecken könnten, ist verständlich. Entsprechend müssen gemeinsam mit der Solarpflicht auch passende staatliche Förderungen eingeführt werden. Die Stadt Bonn beispielsweise bezuschusst den Bau einer Solaranlage im Rahmen ihrer Gesetzgebung mit 200 € pro Kilowatt Peak.

Der große Vorteil einer Solaranlage ist allerdings: Dank einer Kombination aus Stromkostenersparnis und Einspeisevergütung können Eigenheimbesitzer*innen ihre Investitionskosten für die Solaranlage nach ca. 10 Jahren im Betrieb wieder ausgleichen. Mit entsprechender Förderung kann die Amortisationszeit sogar noch weiter sinken.

Fazit: Wie sinnvoll ist die Solarpflicht?

Bei der Solarpflicht ist es wie bei jeder anderen gesetzlichen Verpflichtung: Es wird angeregt und hitzig darüber diskutiert. Fest steht allerdings, dass Deutschland beim Ausbau der Photovoltaik ordentlich Tempo aufnehmen muss, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Des Weiteren wird die mögliche Einführung einer privaten Solarpflicht nicht ohne zusätzliche Förderung funktionieren. Städte wie Bonn gehen hier mit gutem Beispiel voran.

Kritik an der Solarpflicht kommt dabei sowohl von Bauträgern als auch von privaten Hausbesitzer*innen, die die zusätzlichen Investitionskosten scheuen. Hier wird jedoch stets vergessen, dass mit der Installation einer PV-Anlage und der daraus resultierenden Stromkostenersparnis auch erhebliche finanzielle Vorteile einhergehen. Von der größeren Unabhängigkeit und dem aktiven Beitrag zum Klimaschutz mal ganz zu schweigen.

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