Überlasten Elektroautos bald unser Stromnetz?

Elektroautos werden zukünftig Verbrennungsmotoren vollständig ersetzen, sollte nicht noch eine alternative CO2 freie Technologie gefunden werden. Das bedeutet, dass wahrscheinlich bald täglich Millionen Fahrzeuge Strom statt Sprit tanken. Sind unsere Stromnetze mit dieser gewaltigen Menge nicht überfordert?

“Wir haben doch gar nicht genügend Strom für Elektroautos. Vor allem, wenn wir die Atom- und Kohlekraftwerke abschalten.”

Befürchtungen wie diese werden, häufig laut, wenn das Ende des Verbrennungsmotors 2030 gefordert wird. Tatsächlich ist die Situation jedoch deutlich entspannter. Wir möchten erklären wieso Elektroautos die Netze weniger belasten werden als man denkt.

Leistungsfähigere Akkus

Die Akku-Technik hat in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Mit Hochdruck forscht man an der Entwicklung leistungsfähiger Stromspeicher für Photovoltaikanlagen, E-Autos und erneuerbare Großanlagen, um die Energiewende zu ermöglichen. Das führt dazu, dass Akkus immer höhere Speicherkapazitäten, bei steigender Effizienz, erreichen. Hatten E-Autos vor wenigen Jahren noch eine Reichweite von 100 km oder weniger, so legen die aktuellen Top-Modelle der Branche heute bereits 400-600 km ohne einen Ladestopp zurück.

Moderne elektrische Fahrzeuge benötigen weniger Strom, haben kürzere Ladezeiten und höhere Reichweiten. Das bedeutet eine immer geringere Belastung des Stromnetzes.

Versetze Ladung durch lange Stehzeiten

Im Schnitt steht ein deutsches Auto circa 23 Stunden am Tag. Es ist zu erwarten, dass sich dies auch mit E-Autos nicht wesentlich ändern wird. Somit kann der Ladezeitpunkt der Elektroautos über den Tag verteilt werden und das Netz muss die Strommenge nicht auf einmal bereitstellen. Natürlich wird ein Großteil der Elektroautobesitzer ihr Auto Abends nach der Arbeit laden. Allerdings kann eine intelligente Ladesäule die Ladung über die Nacht verteilen. Ladesäulen, die von Unternehmen für Mitarbeiter zur Verfügung gestellt werden, können das Problem weiter entzerren. Optimal wäre ein zukünftiges dichtes Netz von Schnellladesäulen an jeder Tankstelle, die das Laden innerhalb von 5 Minuten, wie beim normalen Tankvorgang ermöglichen. Das ist heute noch längst nicht der Fall, bei einer deutlich höheren E-Auto Quote aber keine unrealistische Zukunftsvision.

Flexible Lademöglichkeiten verteilen den benötigten Ladestrom über den Tag. Die Stromnetze werden so gleichmäßig belastet.

Photovoltaikanlagen als netzunabhängige Ladesäulen

Nutzt der Besitzer des Elektroautos seine private Photovoltaikanlage mit Stromspeicher für die Aufladung, wird das Netz vollständig umgangen. Diese Variante ist zumindest für alle Hausbesitzer mit einer ausreichend großen Dachfläche eine attraktive Möglichkeit.

Im Jahr fährt ein PKW circa 14.000 km. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 17 Kilowattstunden auf 100 km, ergibt sich so ein Strombedarf von 2400 kWh pro Jahr. Durch eine Photovoltaikanlage mit einer Größe von nur 18 kWh kann diese Strommenge bereits gedeckt werden. Da die Elektrofahrzeuge einen zeitweise tagsüber ungenutzt vor dem Haus stehen, kann die Aufladung teilweise sogar auf die Stromproduktion der Photovoltaikanlage abgestimmt werden. Das Elektroauto wird vorrangig dann geladen, wenn die Photovoltaikanlage überschüssigen Solarstrom produziert, der nicht im Haus verwendet werden kann. Das steigert den Eigenverbrauch und ermöglicht kostenfreies Tanken.

Dezentrale private Photovoltaikanlagen ermöglichen einen netzunabhängigen E-Auto Betrieb.

So verändert E-Mobility den Gesamtstrombedarf

Die von Angela Merkel angestrebten eine Millionen Elektroautos bis 2020, die mit aller Voraussicht erst viel später erreicht werden, erhöhen den Strombedarf in Deutschland nur um ein halbes Prozent. Das zeigt wie gering der Einfluss von Elektroautos auf den Strombedarf ist.

Würde man alle in Deutschland registrierten PKW`s, ca 45 Millionen Autos, austauschen, läge der Anstieg zwar bei 22,5% – bis das erreicht wird, vergehen jedoch vermutlich noch Jahrzehnte. In der Zwischenzeit wird die Technologie von Elektroautos noch einen gewaltigen Schritt nach vorn machen und auch der Anteil an privaten Photovoltaikanlagen als Ladesäulen wird beträchtlich steigen.

Im Zuge des  Netzausbaus zur Umsetzung der Energiewende sollte Elektromobilität nicht vernachlässigt werden, dennoch ist eine Panik vor einem Netzzusammenbruch durch den steigenden Anteil an Elektroautos unbegründet.  

 

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