Fünf bekannte Vorurteile über Photovoltaik und was dahinter steckt

Photovoltaik ist eine klimafreundliche, CO2 freie Energiequelle. Hausbesitzer, die eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren, können selbst zum Klimaschützer werden und sparen nebenbei sogar Stromkosten. Dies alles klingt positiv. Dennoch ist die Skepsis gegenüber Photovoltaik immer noch weit verbreitet. Wir nehmen die bekanntesten Vorurteile unter die Lupe und prüfen was wirklich dahintersteckt.

Eine Photovoltaikanlage ist eine schöne Sache, rechnet sich aber nicht

Noch vor wenigen Jahren lagen die Kosten für eine Photovoltaikanlage auf einem Einfamilienhaus bei 20.000 Euro oder mehr. Der Solarstrom war daher deutlich teurer, als der Strombezug aus dem Netz. Aus diesem Grund führte der Staat eine Einspeisevergütung für Betreiber ein und glich deren Verluste aus. Durch massiv steigende Produktionszahlen bei Photovoltaikmodulen fielen die Anlagenpreise in den letzten Jahren jedoch rasant.

Heute liegt der Preis für eine Kilowattstunde Solarstrom bei ca. 11-12 Cent und somit deutlich unter dem durchschnittlichen Strompreis von 29 Cent. Anlagenbesitzer sparen daher mit jeder selbstverbrauchten Kilowattstunde den Differenzbetrag zum aktuellen Strompreis. Für nicht benötigten Strom besteht weiterhin eine kostendeckende Einspeisevergütung. So amortisieren sich Photovoltaikanlagen in der Regel bereits nach 8-10 Jahren. Da die Lebensdauer einer Photovoltaikanlage 20 Jahre oder mehr beträgt, machen Betreiber 10 oder mehr Jahre, abgesehen von den laufenden Betriebskosten, nur noch Gewinn. Mögliche Risiken können nach Bedarf mit einer Solarversicherung abgesichert werden.

Eine Photovoltaikanlage rechnet sich somit klar und ist eine Geldanlage mit sicherer, langjähriger Rendite.

Solarstrom gibt es nur wenn die Sonne scheint, deshalb eignen sich Photovoltaikanlagen nicht für eine sichere Stromversorgung

Dass eine Photovoltaikanlage nur bei Sonnenschein Strom erzeugt, stimmt so nicht. Auch bei bewölkten Wetterlagen erreicht Sonnenstrahlung die Erde. Der Anteil der diffusen Sonnenstrahlung ist jedoch höher, wodurch die Photovoltaikanlage weniger Strom erzeugt. Nach Sonnenuntergang steht eine Photovoltaikanlage allerdings tatsächlich still. Der Strombedarf Abends und Nachts kann also nicht durch Photovoltaik gedeckt werden. Auch die fluktuierende Erzeugung tagsüber ist ein Problem, denn während in Sonnenstunden Überschüsse entstehen können, kann ein Regenschauer Stromengpässe verursachen.

Dieses Problem zu lösen, ist derzeit eine zentrale Schlüsselaufgabe der Energiewende. Eine bedeutende Rolle, vor allem für Anlagen auf Privathäusern, spielen hierbei Stromspeicher. Diese speichern tagsüber überschüssig erzeugten Strom aus der Photovoltaikanlage, der dann nachts, wenn die Sonne nicht scheint, genutzt werden kann. Auf nationaler und kommunaler Ebene setzt man, neben dem Einsatz von Speichern, auf eine vielfältige Energieversorgung, die nicht nur auf Solarenergie basiert. – Denn wenn die Sonne nicht scheint, weht vielleicht der Wind. Auch Konzepte, wie intelligente Stromnetze und Sektorenkopplung (z.B. Umwandlung von Strom in Wärme -Power to Heat), helfen die Fluktuationen erneuerbarer Energiequellen auszugleichen.

Solarstrom gibt es also nicht nur, wenn die Sonne scheint. Seine schwankende Verfügbarkeit ist aber dennoch ein Problem. Mithilfe von Stromspeichern, intelligenten Netzen, Sektorenkopplung und dem Einsatz vielfältiger erneuerbarer Quellen, ist eine 100% erneuerbare Energieversorgung trotzdem möglich.

Die Produktion von Photovoltaikanlagen verbraucht mehr Energie, als diese in Ihrer Lebenszeit erzeugen

Auch heute noch wird Anlagenbesitzern oft vorgehalten, dass die Herstellung einer Photovoltaikanlage, insbesondere die Produktion der Solarmodule, zu aufwendig und energieintensiv ist. Oft wird sogar bezweifelt, dass die Anlage, die Energie, die für ihre Produktion aufgewendet wurde, überhaupt wieder durch Stromerzeugung zurückgewinnen kann. Unter dieser Annahme, wäre Photovoltaik keine emissionsfreie Energiequelle. Streng genommen wäre eine Photovoltaikanlage dann sogar Energieverbraucher, statt Erzeuger.

Die Realität sieht zum Glück anders aus. Polykristalline Photovoltaikanlagen haben bereits nach etwa zwei Jahren so viel Energie erzeugt, wie für Ihre Produktion notwendig war. Bei monokristallinen Anlagen ist diese sogenannte „Energy Pay-Back Time“, mit dreieinhalb Jahren, etwas höher, liegt jedoch immer noch deutlich unter der Lebenszeit von Photovoltaikanlagen, die mindestens 20 Jahre oder mehr beträgt.

Photovoltaikanlagen sind also keine Energiefresser. – Eine Anlage erzeugt während Ihrer Lebenszeit mindestens 6-10 Mal mehr Energie, als für die Produktion der Anlagenteile erforderlich ist.

Das Potenzial von Photovoltaik ist zu gering

Die Sonne strahlt jährlich eine Sonnenenergie von 1,56 · 1018 kWh auf die Erde. Der weltweite Primärenergieverbrauch lag 2010 bei 140.168 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Damit strahlt die Sonne jährlich ungefähr 11.000 mal mehr Energie auf unsere Erde, als wir benötigen. Geht man davon aus, dass die Hälfte der eingestrahlten Energie nicht nutzbar ist, haben wir immer noch 5.500 mal mehr Energie, als wir brauchen. Das Potenzial für eine ausschließlich solare Energieerzeugung ist somit, zumindest theoretisch, mehr als gegeben.

Praktisch ist zu beachten, dass Solarenergie auch Fläche benötigt. Außerdem ist eine rein solare Energieerzeugung nicht das Optimum, da Solarenergie fluktuierend und nicht immer verfügbar ist. Das Fraunhofer Institut misst der Photovoltaik, bei einer 100% Erneuerbaren Energieversorgung in 2050, ein realistisches Potenzial von 30% der deutschen Stromproduktion zu.

Es ist also zwar möglich, aber nicht sinnvoll, den gesamten Energiebedarf der Erde durch Photovoltaik zu decken. Dennoch wird die Technologie eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer 100% Erneuerbaren Energieversorgung spielen.

Photovoltaik ist nur in südlichen Ländern sinnvoll

Grundsätzlich ist es richtig, dass Photovoltaikanlagen in südlichen sonnenreichen Regionen, aufgrund der dort höheren Sonneneinstrahlung, deutlich mehr Strom erzeugen. Eine Anlage gleicher Größe und Herstellungskosten produziert in der Türkei durchschnittlich die doppelte Menge an Strom wie in Deutschland. Trotzdem kann eine Photovoltaikanlage in Deutschland sehr lukrativ sein. Teilweise sogar lukrativer als an südlicheren Vergleichsstandorten. Warum ist das so?

Der Strom aus einer Photovoltaikanlage ist mehr wert, je höher der Strompreis ist, den der Betreiber ohne Photovoltaikanlage zahlen müsste. Nehmen wir an, eine Photovoltaikanlage in der Türkei produziert Strom für 8 Cent pro Kilowattstunde. Der Strompreis in der Türkei liegt bei 15 Cent. Somit sparen Betreiber hier 7 Cent für jede selbstverbrauchte Kilowattstunde. Dem erhöhten Erzeugungspreis von 12 Cent in Deutschland stehen aber 29 Cent Netzstrompreis gegenüber. Damit sparen Betreiber in Deutschland pro kWh mehr als doppelt so viel wie Anlagenbetreiber in der Türkei.

Photovoltaikanlagen produzieren in südlichen Ländern mehr Strom für das investierte Kapital. Dennoch sind auch Anlagen in Mittel- und Nordeuropa bei hohen Strompreisen wirtschaftlich.

Ähnliche Beiträge