Wegatech Handwerker arbeiten am Anschluss einer Vaillant Wärmepumpe
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Heizungsgesetz im Bundestag beschlossen – Wärmepumpe jetzt kaufen oder warten?

Nach einem langen politischen Streit wurde das Heizungsgesetz heute im Bundestag beschlossen. Der Beschluss bedeutet nach langer Zeit der Unsicherheit endlich Planungssicherheit für Hausbesitzer*innen. Doch was steht genau im neuen Gesetz? Lohnt es sich, die für nächstes Jahr angekündigte Förderung abzuwarten oder kann der Heizungstausch vor der Neuregelung sogar sinnvoller sein? Wir klären auf!

Auf einen Blick

  • Bei einem Anschaffungspreis über 41.250 € ist der Kauf einer Wärmepumpe in 2023 mit der alten Förderung sinnvoller als in 2024
  • Bei einem günstigeren Modell ergibt sich durch die neue Förderung nur ein kleiner finanzieller Vorteil
  • Deutlich profitieren lediglich Haushalte mit bis zu 40.000 Haushaltseinkommen. Sie erhalten bis zu 70 % Förderung.
  • Der Winter steht bevor: Wer eine nicht funktionstüchtige Heizung hat, sollte den Heizungstausch sofort angehen.


Förderung: Spare ich mit dem neuen Gesetz mehr Geld?

Aktuell werden Luft-Wasser-Wärmepumpen mit maximal 40 % der Investitionskosten gefördert. Künftig soll die Förderung auf bis zu 70 % steigen. Doch diese 70 % gelten längst nicht für alle Hausbesitzer*innen, was in der medialen Berichterstattung bisher meist wenig Beachtung findet. Die Mehrheit kann voraussichtlich mit einer Förderung von maximal 55 % der Kosten rechnen. Zudem soll die förderfähige Summe künftig von 60.000 € auf 30.000 € halbiert werden. Wie sich die Änderung im Detail auswirken kann, haben wir uns daher einmal genauer angeschaut.

Es ist eine Grundförderung von 30 % der Kosten beim Heizungstausch geplant. Diese gilt für alle Hausbesitzer*innen, unabhängig von Einkommen und Austauschzeitpunkt der Heizung. Die Innovationsförderung, die unter anderem bei Verwendung des natürlichen Kältemittels Propan gewährt wird und 5 % beträgt, steht auch allen offen. Daneben soll es außerdem einen Tempobonus von 20 % geben, wenn die Heizung vor 2029 ersetzt wird. Ab 2029 sinkt dieser Bonus alle 2 Jahre um 3 Prozentpunkte. Hinzu kommt: Für Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen unter 40.000 € soll sich die Förderung auf bis zu 70 % erhöhen. Förderfähig sind maximal 30.000 € der Anschaffungskosten, was bei einer Maximalförderung von 70 % eine Förderhöhe von maximal 21.000 € bedeutet.

Heizungstausch HeuteHeizungstausch 2024 – 2028Heizungstausch ab 2029
Max. Förderung in % bei HH-EK* ab 40.000 €40 %55 %52 % (alle 2 Jahre minus 3 Prozentpunkte)
Max. Förderung in € bei HH-EK* ab 40.000 €24.000 €16.500 €15.600 €
Max. Förderung in % bei HH-EK* bis 40.000 €40 %70 %70 %
Max. Förderung in € bei HH-EK* bis 40.000 €24.000 €21.000 €21.000 €

*Haushaltseinkommen

Die Tabelle zeigt: Durch die geplante Neuregelung der Förderung sinkt der maximale Zuschuss von 24.000 € auf 21.000 €. Hat man als Hausbesitzer*in mehr als 40.000 € Haushaltseinkommen, was auf die meisten Wärmepumpen-Interessent*innen zutreffen dürfte, reduziert sich die Förderung sogar von theoretisch maximal 24.000 € auf höchstens 16.500 €. Die prozentuale Förderung wird zwar angehoben (von maximal 40 % auf 55 % bzw. 70 %), überschreitet man jedoch die förderfähigen Kosten von 30.000 €, verringert sich dieser Vorteil zunehmend.

Unserer Einschätzung nach ist die Begrenzung der förderfähigen Kosten auf 30.000 € ein schlechtes Signal für die Energiewende. Da viele Wärmepumpen fürs Einfamilienhaus 25.000 € bis 50.000 € kosten, war die bisherige Kostengrenze von 60.000 € sinnvoll und angemessen. 

Praxisbeispiel: Familie Grün ersetzt ihre alte Ölheizung

Um es noch konkreter zu machen, haben wir die Unterschiede anhand eines typischen Falles nachgerechnet. Familie Grün im Einfamilienhaus entscheidet sich für eine hochwertige Luft-Wasser-Wärmepumpe von Vaillant mit Propan als Kältemittel. Die Wärmepumpe ersetzt die über 20 Jahre alte Ölheizung. Der Heizungstausch (inklusive Installation mit Fundamentlegung und Zählerschrank) kostet die Grüns insgesamt 42.000 €. 

Bei einem Kauf vor Inkrafttreten der neuen Förderung würden die Grüns damit den maximalen Fördersatz von 40 % nutzen können und 16.800 € Förderung erhalten. Mit der neuen Regelung sinkt die Förderung für die Grüns, die ein Haushaltseinkommen von über 40.000 € haben, auf 16.500 €. Das ist angesichts der Gesamtkosten zwar nur ein geringer Verlust. Dennoch lohnt es sich, nicht auf die neue Förderung zu warten. Bei einer Familie mit einem Einkommen unter 40.000 € sieht es hingegen anders aus. Hier lohnt es sich, mit 4.500 € mehr Förderung (70%-Förderung) auf die neue Förderung zu warten.

Heizungsförderung bei Anschaffungskosten von 42.000 €

Tausch HeuteTausch 2024 – 2028Tausch ab 2029
Max Förderung in % bei HH-EK* ab 40.000 €40 %55 %47 % (alle 2 Jahre minus 3 Prozentpunkte)
Max. Förderung in € bei HH-EK* ab 40.000 €16.800 €16.500 €15.600 €
Max. Förderung in % bei HH-EK* bis 40.000 €40 %70 %70 %
Max. Förderung in € bei HH-EK* bis 40.000 €16.800 €21.000 €21.000 €

*Haushaltseinkommen

Bei Anschaffungskosten über 41.250 € ist die neue Förderung geringer

Das Beispiel zeigt: Warten auf die neue Förderung lohnt vor allem für Hausbesitzer*innen mit einem Haushaltseinkommen unter 40.000 €. Diese werden durch die Neuregelung stärker finanziell unterstützt. Für die meisten Hausbesitzer*innen ergibt sich hingegen kein bzw. nur ein geringer finanzieller Vorteil. Sobald Sie mehr als 41.250 € für Ihre Wärmepumpe ausgeben, verlieren Sie sogar durch die neue Regelung. Je weiter die Anschaffungskosten über 41.250 € liegen, desto größer ist die Differenz zwischen alter und neuer Förderung.

Nachfrageansturm mit neuem Gesetz zu erwarten

Doch nicht nur die Förderung kann dazu motivieren, den Heizungstausch noch vor Inkrafttreten der neuen Richtlinie anzugehen. Wenn die neuen Fördersätze gelten, ist ein Ansturm ähnlich wie bei der Energiekrise im Frühjahr 2022 zu erwarten. Das kann die Auszahlungen der Förderbeiträge verzögern, da die Antragsflut zunächst einmal abgearbeitet werden muss.

Auch bei den Fachbetrieben könnten Material, aber vor allem freie Handwerker*innen dann schnell wieder knapp werden, was zu langen Wartezeiten bis zur Montage führen kann. Auch können sich hierdurch unter Umständen erneut Preissteigerungen ergeben. Wer den Heizungstausch hingegen jetzt schon angeht, kann schon bald mit einer modernen Wärmepumpenheizung Energiekosten sparen. 

Fazit: Heizungstausch nicht aufschieben

Der Winter steht bevor und das bedeutet, die Dringlichkeit, eine funktionierende und effiziente Heizung zu haben, wächst. Wir empfehlen daher den Heizungstausch nicht auf die lange Bank zu schieben. Die neue Förderung bedeutet für die meisten Hausbesitzenden, wenn überhaupt, keinen wesentlichen finanziellen Vorteil. Lediglich Haushalte mit einem Einkommen von unter 40.000 € werden klar begünstigt. Auch da mit der Änderung im nächsten Jahr ein Ansturm zu erwarten ist, kann es sich lohnen, die Entscheidung für eine Wärmepumpe jetzt zu fällen und noch 2023 ein Angebot anzufragen. 

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